Zusammenfassung
Die Diagnose einer Ösophagusatresie (ÖA) beim Neugeborenen stellt eine erhebliche
medizinische und psychosoziale Belastung für das gesamte Familiensystem dar. Der vorliegende
Beitrag widmet sich den Reaktionen des betroffenen Säuglings, den psychischen Auswirkungen
auf Eltern – mit besonderem Augenmerk auf das Risiko posttraumatischer Belastungsstörungen
– sowie möglichen Folgen für Geschwisterkinder und elterliche Paarbeziehung. Zudem
werden praxisnahe Empfehlungen für Kinderärztinnen und -ärzte zur frühzeitigen Erkennung
familiärer Belastungen sowie geeigneter Interventionsmöglichkeiten aufgezeigt. Der
Artikel betont, dass anhaltender neonataler Stress – infolge wiederholter medizinischer
Eingriffe, Trennung von den Eltern und ÖA-typischen Symptomen wie Atemnot, Schluckstörungen,
Refluxproblematik und oraler Aversion – mit einer beeinträchtigten zentralnervösen
Stressverarbeitung assoziiert sein kann. Solche frühen Belastungen können sich in
erhöhtem Kortisolspiegel,
Schlafstörungen und Regulationsproblemen äußern und langfristig die soziale und neurologische
Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit
einer ganzheitlichen Betreuung, die neben der medizinischen Versorgung auch psychosoziale
Aspekte der Familie einbezieht.
Schlüsselwörter seltene angeborene Erkrankung - Ösophagusatresie - psychosoziale Auswirkungen - Bindung
und Beziehung - familienzentrierte psychosoziale Versorgung