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DOI: 10.1055/a-2378-6366
Bundesweite Umfrage – Was ist wichtig für eine nachhaltigere Radiologie?
Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Zusammenfassung
Ziel
Die Radiologie trägt insbesondere mit ihren diagnostischen Großgeräten einen nicht unerheblichen Anteil am energetischen Gesamtverbrauch der Gesundheitseinrichtungen bei. Allerdings fehlt es an systematischen Erkenntnissen über die Meinung radiologischer Mitarbeiter:innen zu den relevantesten Aspekte der Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund führten wir eine umfassende Befragung von radiologischem Personal zu den Einstellungen und Erfahrungen bezüglich Nachhaltigkeit in der Radiologie durch.
Material und Methoden
In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Nachhaltigkeit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) entwickelten wir einen kompakten Fragebogen zu verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Radiologie. Zwischen dem 1. Juli 2023 und dem 30. November 2023 führten wir eine nationale Online-Befragung unter radiologischem Personal durch. Die absoluten und prozentualen Verteilungen wurden anschließend ermittelt.
Ergebnisse
Von den 109 Teilnehmenden, mehrheitlich Ärzte:innen (67/109; 62%) aus Universitätskliniken (48/109; 44,0%), bewerteten 81 von 109 Nachhaltigkeit im beruflichen Umfeld (74,3%) als wichtig oder sehr wichtig. Allerdings konnten nur 38 von 109 (38%) der Befragten konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ihrem Institut benennen. Die wichtigsten Bereiche für eine nachhaltigere Radiologie wurden von den Befragten als Abfallmanagement (26/109, 22,6%), Energiereduktion (19/109, 16,5%), bewusstes Handeln (15/109, 13%) und Reduktion obsoleter Untersuchungen (14/109, 12,2%) identifiziert. Zudem wurden mangelnde Qualifikation (16%), Finanzierungsmöglichkeiten (21%) und Compliance (21%) von Mitarbeitenden und Patient:innen als Herausforderung für die Implementierung nachhaltiger Maßnahmen in der Radiologie genannt. Die empfundene Bedeutung spezifischer, nachhaltiger Maßnahmen in der Radiologie ist übergreifend höher als die bisher etablierten Maßnahmen.
Schlussfolgerung
Die Radiologie besitzt großes, bisher unausgeschöpftes, Potenzial für nachhaltige Optimierung. Es besteht ein Bedarf an qualifiziertem und sensibilisiertem radiologischem Personal, das sich für Nachhaltigkeit im klinischen Alltag engagiert. Unter anderem werden ein technologischer Fortschritt hin zu energieeffizienteren Geräten und eine kritischere Indikationsstellung sowie Vermeidung redundanter Untersuchungen von den Befragten gefordert, was eine Kooperation von Radiologie, Industrie, Ärzteschaft und Praxis-/Krankenhausträgern erfordert.
Kernaussagen
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Von 109 Befragten aus radiologischen Abteilungen empfinden 74,3% Nachhaltigkeit im beruflichen Kontext als wichtig oder sehr wichtig.
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Abfallmanagement (22,6%), Energiereduktion (16,5%), bewusstes Handeln (13%) und Reduktion obsoleter bzw. redundanter Untersuchungen (12,2%) sind nach Einschätzungen der Befragten am wichtigsten für eine nachhaltigere Radiologie.
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Bei 38% der Teilnehmenden sind Nachhaltigkeitsmaßnahmen institutionell etabliert, wobei mangelnde Compliance (21%) von Mitarbeiter:innen und Patient:innen sowie Finanzierungsmöglichkeiten (21%) und Qualifikationen (16%) eine Herausforderung für die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen in der Radiologie darstellen.
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Die empfundene Bedeutung spezifischer Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in der Radiologie ist übergreifend höher als die bisher etablierten Maßnahmen.
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Technik & Energieeffizienz (59,6%), Energie-Contracting (46,8%) und Abfallmanagement (34,9%) sind die Interessensgebiete mit dem höchsten Stellenwert.
Zitierweise
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Palm V, Wucherpfennig L, Do TD et al. Nationwide Survey – What is important for a sustainable radiology?. Rofo 2025; 197: 557–565
Publikationsverlauf
Eingereicht: 16. Februar 2024
Angenommen nach Revision: 28. Juni 2024
Artikel online veröffentlicht:
18. September 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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