Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2024; 52(05): 281-288
DOI: 10.1055/a-2395-6662
CVE-Fortbildung

Wie belastbar ist Deine Diagnose?

Wahrscheinlichkeitstheoretische Betrachtungen unsicherer Untersuchungsergebnisse und gutachterlicher Äußerungen Article in several languages: deutsch | English
Achim D. Gruber
1   Institut für Tierpathologie, Freie Universität Berlin
,
Axel Wehrend
2   Tierklinik für Reproduktionsmedizin und Neugeborenenkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
Thomas Steidl
3   Brühlstr. 60, Nehren
,
Katharina Kramer
4   Landeslabor Schleswig-Holstein, Neumünster
,
Sabine Merbach
5   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen, Standort Arnsberg
,
Wolfgang Baumgärtner
6   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
Thomas Buyle
7   Tierärztliche Praxis für Pferde, Kernen im Remstal
,
Niclas-Frederic Weisser
8   Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen
,
Andreas Beineke
3   Brühlstr. 60, Nehren
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Zusammenfassung

Die Effektivität und Rechtfertigung jeder Therapie und anderen klinischen Entscheidung basieren auf einer korrekten Diagnose. Doch viele Arten von Untersuchungsergebnissen können Unsicherheiten enthalten, die unter Umständen zu klinischen Fehlentscheidungen führen können. Ähnliches gilt für die Belastbarkeit von Gutachten für gerichtliche Auseinandersetzungen. Daher ist die adäquate Mitteilung diagnostischer und gutachterlicher Unsicherheiten im Untersuchungsbericht bzw. Sachverständigengutachten entscheidend für die Vermeidung von Fehlentscheidungen. Auch die Haftbarkeit der Person, die die Leistung erbringt, ist davon betroffen. Unsichere oder gar fehlerhafte Befunde können jedoch diverse Ursachen haben, von denen nur ein Teil der untersuchenden oder der beauftragenden Person bekannt sind. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht über 3 verschiedene Arten von Fehleranfälligkeiten am Beispiel pathologischer Biopsie- und Zytologieuntersuchungen, die so oder ähnlich auch auf andere tierärztliche Disziplinen übertragbar sind. Ein solides Verständnis der möglichen Fehlerquellen sowie die adäquate Kommunikation und Diskussion fallspezifischer, eingeschränkter Wahrscheinlichkeiten in Untersuchungsberichten und Gutachten tragen wesentlich dazu bei, Fehlentscheidungen zu vermeiden. Bei den üblicherweise eingesetzten Begriffen wie „mit hoher Wahrscheinlichkeit“, „Verdacht auf“ oder „nicht auszuschließen“ bestehen jedoch teils unklare bis abweichende Interpretationen, die hier mit Empfehlungen für einen einheitlichen Gebrauch erläutert werden. Damit soll die entscheidende Person in die Lage versetzt werden, im Kontext aller übrigen verfügbaren Daten nötigenfalls weitere Diagnostik bzw. Beweiserhebung zu veranlassen, um die Irrtumswahrscheinlichkeit so weit wie möglich zu reduzieren.



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Article published online:
24 October 2024

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