Visuell beeindruckend

Wer erfolgreich osteopathisch und/oder manualtherapeutisch tätig sein will, benötigt solide Kenntnisse der Anatomie und hier insbesondere der Palpationsanatomie. Dazu braucht es eine sichere Orientierung – visuell, topografisch und praktisch. Genau das versucht der Atlas der Palpationsanatomie zu leisten und beeindruckt auf den ersten Blick: Die Abbildungen sind plakativ, ausgewogen koloriert und auf wesentliche Strukturen reduziert. Der Atlas wird im Set, bestehend aus 2 Einzelbänden, angeboten. Band 1 thematisiert Lendenwirbelsäule, Becken und freie untere Extremität, Band 2 Hals- und Brustwirbelsäule, Rumpf und freie obere Extremität.

Das gewählte Verfahren des Bodypaintings fördert bekanntermaßen das räumliche Vorstellungsvermögen und wird regelhaft in der osteopathischen Lehre der Fachgesellschaften, Schulen und Hochschulen eingesetzt. Doch Bodypainting hat auch Grenzen: Tiefe Strukturen wie Organe oder Gelenkflächen lassen sich nur bedingt darstellen. Manches bleibt zwangsläufig schematisch. Die Darstellung folgt der Oberfläche – nicht der Schnitttiefe. Für ein vollständiges Verständnis braucht es daher zwingend ergänzende Quellen.

Textlich bleibt der Atlas sehr zurückhaltend. Beschriftungen der palpierten Landmarken und gezeigten anatomischen Strukturen fehlen, Palpationsanweisungen sind – wenn überhaupt vorhanden – knapp gehalten. Dies ist der Übersichtlichkeit dienlich, reduziert aber den praktischen Nutzen erheblich, insbesondere für noch nicht so erfahrene Behandler.

Die Auswahl der abgebildeten Strukturen ist praxisbezogen, beinhaltet allerdings ausschließlich das muskuloskelettale System mit einzelnen Leitungsbahnen. Die anatomischen Strukturen und deren Zusammenhänge sind dabei weit überwiegend korrekt und instruktiv dargestellt.

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Article published online:
15 September 2025