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DOI: 10.1055/a-2427-0303
Gleichstellung in der Interventionellen Radiologie in Deutschland – wie zukunftsorientiert sind wir?
Article in several languages: English | deutsch
Zusammenfassung
Ziel
In diesem Artikel werden die Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage vorgestellt, die sich mit dem Status Quo der Gleichstellung und Familienfreundlichkeit innerhalb der Interventionellen Radiologie (IR) mit Fokus auf den klinischen Berufseinstieg und die Karriereentwicklung beschäftigt.
Material und Methoden
Alle Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) wurden zwischen November 2021 und Februar 2022 zu einer Online-Umfrage eingeladen. Die Umfrage bestand aus 39 Fragen zu demografischen Angaben, Familienstand und Erfahrungen mit dem Einstieg und der Förderung in der IR, Familienfreundlichkeit und Gleichstellung. Es erfolgte eine deskriptive Auswertung der Antworten.
Ergebnisse
197 Antwortbögen von weiblichen (n=76; 39%) und männlichen (n=121; 61%) Interventionsradiologen aus verschiedenen Ausbildungs- und Berufsphasen wurden analysiert. Mehr männliche Oberärzte (OÄ) (76%) und Chefärzte (CÄ) (55%) lebten mit Kindern im Vergleich zu weiblichen OÄ (58%) und CÄ (23%). Jedoch waren weniger Männer (4%) als Frauen (41%) primär verantwortlich für die Kinderbetreuung. Mehr weibliche (55%) als männliche (6%) OÄ waren in Teilzeit tätig. Frauen bewerteten den Einstieg in die IR schwieriger als Männer. 55% der Frauen fühlten sich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt (Männer: 6%); Grund sind die Annahmen, dass Frauen „weniger leisten als Männer“ (46%) und „aufgrund Familienverpflichtungen ausfallen“ (35%) sowie, dass „Männer bevorzugt gefördert werden“ (19%). 54% glaubten, dass es für Frauen schwieriger ist, Beruf und Familie zu vereinen. Gründe hierfür sind „Familienverpflichtungen“ sowie „mangelnde flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung“. Primärverantwortliche Eltern verbrachten weniger als 50% der Arbeitszeit mit klinischen Interventionen. Väter unter 45 Lebensjahren nahmen häufiger Elternzeit als Väter älter als 45 Jahre (52% vs. 17%). Ähnlich viele Männer (51%) und Frauen (55%) planten zukünftige Teilzeitarbeit.
Schlussfolgerung
Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede in der deutschen IR. Um eine nachhaltige Nachwuchsförderung sicherzustellen, sollten Maßnahmen wie die Normalisierung flexibler Arbeitszeitmodelle eingeleitet werden, um gleiche Bedingungen für Frauen und Männer und auch Mütter und Väter zu schaffen, und so sich verändernde (Familien-)Strukturen angemessen zu berücksichtigen.
Kernaussagen
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Es gibt geschlechterspezifische Unterschiede im Berufseinstieg/der Karriereentwicklung in der deutschen Interventionsradiologie.
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Um Nachwuchs sicherzustellen, müssen sich die Bedingungen ändern.
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Sich verändernde Familienstrukturen müssen angemessen berücksichtigt werden.
Zitierweise
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Dewald CL, Blum SF, Becker LS etal. Exploring gender roles in German interventional radiology – how progressive are we? Fortschr Röntgenstr 2024; DOI 10.1055/a-2427-0303
Publication History
Received: 06 February 2024
Accepted after revision: 10 August 2024
Article published online:
04 December 2024
© 2024. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
Georg Thieme Verlag KG
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