Arthritis und Rheuma 2025; 45(03): 147-148
DOI: 10.1055/a-2482-6959
Editorial

Leitsymptome und Leitbefunde

Christoph Biehl
,
Philipp Klemm

Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

wer erinnert sich noch an die alten Diagnosekriterien der ACR für die rheumatoide Arthritis (RA), zu denen die gesicherten Rheumaknoten gehörten. Bei Auftreten dieser Granulome mit Immunkomplexen hatte die Erkrankung bereit zu manifesten Schäden an diversen Stellen des Körpers geführt. Daher war und ist ein Ziel in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen, diese so früh wie möglich zu detektieren und therapeutisch zu adressieren, bevor es zu irreversiblen Schäden kommt. Eine früh einsetzende suffiziente Basistherapie steigert die Wahrscheinlichkeit der dauerhaften Remission. Doch trotz aller Bemühungen und überarbeiteten Empfehlungen dauert es bei vielen Erkrankungen auch heute noch zu lange, bis Betroffene an der richtigen Stelle landen. Bei der Fülle der Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises laufen gerade die selteneren Krankheiten und weniger auffälligen Befunde Gefahr übersehen zu werden, was den Beginn der Therapie verzögert. Insofern ist es uns ein Anliegen, mit dem vorliegenden Themenheft hier ein Update zu verschiedenen Erkrankungen anbieten zu können.

Die Frage stellt sich, welche Befunde und Symptome uns zur Diagnose leiten. Das Sensibilisieren für die frühen Veränderungen der RA und weiterer Erkrankungen führte in Rheinland-Pfalz zu dem Konzept der koordinierten Kooperation zur Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität. Andreas Schwarting und sein Team geben einen Rückblick auf die letzten Jahre und einen Ausblick auf die Weiterentwicklung des Netzwerks.

Trotz solcher Leuchtturmprojekte werden Erkrankungen übersehen, nicht diagnostiziert, weil die Erkrankung schlicht eine andere Formensprache hat, als die uns aus Lehrbüchern vermittelten und vertrauten Krankheitsbilder. Der Bechterew imponiert bei Frauen anders als bei Männern. Die Arbeitsgruppe um Xenofon Baraliakos stellt die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale und Hilfen bei der Diagnose vor.

Erkrankungen, die schleichend verlaufen und den Betroffenen die vermeintliche Möglichkeit der Adaptation an sich entwickelnde Funktionseinschränkungen bieten, sind eine Herausforderung an das Durchhalten der Therapie. Diabetiker sind wegen der Polyneuropathie gefährdet für Ulzera und Charcot-Arthropathien, die spät diagnostiziert allzu häufig in einer Unterschenkelamputation enden. Ulrich Illgner et al. zeigen die einfachen Untersuchungen, aber auch die Gefahren der verschleppten Diagnose auf.

Auch Skerodermie-Patienten erleiden häufig Amputationen, da insbesondere Finger und Zehen von der augenscheinlichen Durchblutungssituation betroffen sind. Gefährlicher ist hingegen die Beeinträchtigung der inneren Organe, die Lebensqualität und Lebenszeit kosten. Die Arbeitsgruppe um Nils Schulz bringt uns die frühen Veränderungen, die an eine systemische Sklerose denken lassen sollten, näher.

Doch auch bei gut therapierten Patienten kann es zu Problemen kommen. Durch die immunmodulierenden Medikamente werden die klinischen Zeichen einer Gelenkinfektion häufig kaschiert und somit leicht übersehen und die von ihnen ausgehende Gefahr falsch eingeschätzt. Das Team um Ansgar Platte zeigt Hinweise, die auf einen Gelenkinfekt hindeuten und das sich daraus ergebende weitere Vorgehen auf.

Den Autorinnen und Autoren sei an dieser Stelle für ihr Engagement gedankt, das zum Gelingen dieses Heftes beigetragen hat. Der Leserschaft seien die Artikel ans Herz gelegt in der Zuversicht, dass sie sich als Gewinn für die tägliche Arbeit mit den sich uns anvertrauenden Menschen erweisen. Wer darüber hinaus mit den Autorinnen und Autoren ins Gespräch kommen möchte, die/der ist zum Rheumatologiekongress im September in Wiesbaden eingeladen.

Herzliche Grüße
Priv.-Doz. Dr. Christoph Biehl, Gießen
Priv.-Doz. Dr. Philipp Klemm, Bad Nauheim



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Article published online:
02 June 2025

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