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DOI: 10.1055/a-2516-3904
Very emotional Emotional Neuroscience – Abschied von Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz unter Schirmherrschaft der BGPN

Wie in den letzten 23 Jahren, fand auch 2025 die „Charité Conference on Psychiatric Research: Emotional Neuroscience“ statt. Und doch war es am 5.2.2025 eine ganz besondere Ausgabe – betitelt mit „Final Season“ und unter der Schirmherrschaft der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie. Dies aus wichtigem Grund. Nachdem er am Vortag seinen 65. Geburtstag gefeiert hatte, stand das Ausscheiden des Direktors der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Campus Mitte Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz nach fast 25 Jahren zu Ende März bevor.
Im fast vollständig gefüllten Hörsaal der Nervenklinik der Charité dankten die langjährigen Weggefährten Heinz für seine herausragenden Verdienste für Psychiatrie, Wissenschaft, Charité, Berlin und Deutschland. Unter seiner Leitung hatte die Klinik einen steilen Aufstieg zu einer international hoch geachteten Spitzenforschungseinrichtung genommen. Heinz war DGPPN-Präsident und gründete zuletzt (2023) das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit mit und wurde sein Sprecher. Aus der Klinik waren zahlreiche Lehrstuhlinhaber/innen hervorgegangen, die als Vorsitzende der verschiedenen Lectures zur Konferenz gekommen waren. Prof. J. Gallinat, Hamburg, betonte den durch nichts zu unterbrechenden Arbeitsantrieb von Heinz, der selbst in Pausen, Konferenzen, Telefonaten oder Gesprächen weiterarbeitete. Prof. M. Bauer, Dresden, erinnerte an die Anfänge der Konferenz und zeigte auf, dass die zentralen wissenschaftlichen Fragestellungen, die Heinz umtreiben, bis heute diskutiert werden. Prof. U. Lang, Basel, und Prof. M. Rapp, Potsdam, berichteten vom fruchtbaren und intensiven Arbeitsklima, das sie geprägt hat, und die vorbildliche Förderung der Mitarbeiter/innen.


Prof. T. Bschor, der für die BGPN die Gesamtmoderation übernommen hatte, erinnerte daran, dass Heinz als einziger Psychiater neben dem prestigeträchtigen Lehrstuhl der Charité Mitte auch einen Ruf auf die renommierten Lehrstühle der LMU in München und des ZI für Seelische Gesundheit in Mannheim erhalten hatte. Er dankte, dass Heinz Berlin, aber auch stets seinen Überzeugungen treu geblieben war. Nie hängte er seine Fahne in den Wind, ungeachtet, welche Schwierigkeiten ihm dies einbrachte.
Dem Heinz’schen Arbeitsethos und Wissenschaftstrieb entsprechend beeindruckten auch in diesem Jahr die hochkarätigen wissenschaftlichen Vorträge. Prof. Anissa Abi-Dargham von der Stoney Brook University, State University of New York, zeigte, wie sich das Wissen über molekulare und zerebrale Grundlagen der Schizophrenie in den letzten Jahren entwickelt hat. Für den aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA kurzfristig verhinderten Prof. David Goldman sprang Prof. Anne Beck mit einem Vortrag über aktuelle neurobiologische Forschung zur Alkoholabhängigkeit ein.
Prof. John Krystal, Yale University, Connecticut, stellte das heutige Wissen über molekulare, synaptische und epigenetische Veränderungen durch Traumatisierung dar. In seinem bewegenden Vortrag erläuterte er seine Motivation für die lebenslange Beschäftigung mit Traumafolgen durch seine Familiengeschichte. Sein Vater Henry Krystal – ebenfalls Psychiater sowie Psychoanalytiker – hatte als Jude nahezu alle Familienangehörigen im Holocaust verloren und als Jugendlicher mehrere KZ, unter anderem Auschwitz, überlebt. Die Zuhörer dankten Prof. Krystal für diesen sehr persönlichen Bericht und begriffen ihn als Mahnung zur Achtsamkeit bezüglich jeder Form von Menschenrechtsverletzungen. Tal Geffen, PhD-Studentin aus Israel an der Klinik von Heinz, berichtete im Anschluss über ihr Forschungsprojekt zur Erinnerung an die Verbrechen während der Nazizeit in der psychiatrischen Klinik der Charité und die heutige Wahrnehmung dieser Erinnerungskultur und ihren Einfluss auf die tägliche Arbeit.
Am Ende dieses emotionalen Tags, der noch einmal die enorme Breite der Forschungsinteressen von Heinz deutlich machte, dankte das Auditorium Prof. Andreas Heinz mit minutenlangem Applaus für sein bisheriges Wirken.
Tom Bschor, Berlin
Publication History
Article published online:
01 May 2025
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