Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(21): 1283-1292
DOI: 10.1055/a-2532-6320
Dossier

Screening und Prävention der chronischen Virushepatitis

Screening and Prevention of Chronic Viral Hepatitis

Authors

  • Markus Cornberg

  • Lisa Sandmann

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Chronische Virushepatitiden, insbesondere durch Hepatitis-B- und -C-Viren, gehören weltweit zu den häufigsten Ursachen der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms (HCC). Trotz wirksamer Therapieoptionen bleiben viele Infektionen unerkannt. Durch ein Screening können chronische Infektionen frühzeitig diagnostiziert und einer Therapie zugeführt werden. Dieser Beitrag fasst aktuelle Empfehlungen zur Prävention und Früherkennung zusammen.

Abstract

Chronic viral hepatitis, particularly chronic hepatitis B and C, is among the leading global causes of liver cirrhosis and hepatocellular carcinoma (HCC). Despite effective treatment options such as virus suppressive nucleos(t)ide analogues for HBV and curative direct acting antiviral therapies for HCV, many infections remain undetected. The WHO aims to eliminate hepatitis B and C as public health threats by 2030, targeting a 90% reduction in new infections and a 65% reduction in deaths. Germany supports these objectives through its BIS 2030 strategy, which emphasizes prevention, identification of at-risk groups, education, and treatment. A central component is screening to diagnose chronic infections early and initiate therapy promptly. This article summarizes practical current recommendations for the prevention and early detection of chronic viral hepatitis, with a particular focus on hepatitis B and hepatitis C, including complementary aspects regarding hepatitis D and hepatitis E in immunocompromised individuals.

Kernaussagen
  • Chronische Virushepatitiden sind heute durch wirksame Impfstoffe bzw. effektive Therapien gut behandelbar, stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung für das Versorgungssystem dar.

  • Ein wirksames Präventionskonzept muss folgende Säulen umfassen: flächendeckende Impfung gefährdeter und junger Bevölkerungsgruppen gegen Hepatitis B, strukturiertes Screening von Allgemeinbevölkerung und Risikogruppen auf HBV und HCV, sowie konsequente Therapie positiver Befunde.

  • Bei jeder HBV-infizierten Person muss an eine Hepatitis D gedacht und entsprechend getestet werden.

  • Immunsupprimierte Personen benötigen eine virologische Abklärung im Vorfeld der Immunsuppression und ggf. eine medikamentöse Prophylaxe, um HBV-Reaktivierungen zu vermeiden.

  • Bei ungeklärter Hepatitis unter Immunsuppression sollte stets auch an eine Hepatitis E gedacht werden, deren Übertragung durch den Verzicht auf rohes Schweinefleisch und die Testung von Blutprodukten weitgehend vermeidbar ist.

  • Die aktuellen Leitlinien der EASL und deutscher Fachgesellschaften unterstreichen die Bedeutung frühzeitiger Diagnostik und gezielter Präventionsmaßnahmen.

  • Prävention in der Hepatologie ist interdisziplinär, sie reicht von Impf- und Aufklärungsarbeit in der Hausarztpraxis über hygienische Standards im Gesundheitswesen bis zur koordinierten Versorgung schwer erreichbarer Bevölkerungsgruppen.

  • Mit einem entschlossenen, strukturierten Vorgehen lassen sich die Spätfolgen chronischer Virushepatitiden wirksam verhindern und die von WHO und „BIS 2030“ formulierten Eliminationsziele in greifbare Nähe rücken.



Publication History

Article published online:
10 October 2025

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