RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2546-0813
Kommentar zu „Demenz und große Hitze“

Die Studie von Delaney et al. liefert wichtige Erkenntnisse zur Gesundheit von Menschen mit Demenz-Erkrankungen in Hitzeperioden. Es wurden über 3 Millionen Krankenhaus-Einweisungen von Menschen mit Demenz in einem Time-stratified-case-cross-over-Studiendesign analysiert. Im Bereich der Umwelt-Epidemiologie wird dieses Studiendesign alternativ zur Time-Series-Regression eingesetzt, um kurze Expositionsphasen mit Gesundheitsereignissen zu verknüpfen [1]. Im Beispiel der Studie wurde die Anzahl von Krankenhaus-Einweisungen bei Menschen mit Alzheimer-Demenz und ähnlichen Demenz-Erkrankungen mittels Odds Ratio in Relation zu einem Hitze-Index gesetzt. Der Hitze-Index ist ein Maß zur Beschreibung der gefühlten Temperatur. Zur Berechnung des Index werden als Basis die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit im Schatten herangezogen. Die Luftverschmutzung (Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid) wurde im Modell ebenfalls berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigten ein erhöhtes Risiko für Krankenhaus-Einweisungen bei Menschen mit Demenzen während der Hitzeperioden und für mindestens 2–3 Tage danach. Jeder Tag mit extremer Hitze trägt nach den Hochrechnungen der Studienergebnisse potenziell zu über 5000 zusätzlichen Hospitalisierungen, allein bei Menschen mit Demenz, in den USA bei. Dieser Hitze-Effekt betraf insbesondere Menschen mit Demenz, die sich als Asiatinnen bzw. Asiaten, Schwarze oder Hispanoamerikanerinnen bzw. Hispanoamerikaner identifizierten. Zusätzlich zeigte die Studie ein auch in Europa bekanntes Problem: die verminderten Ressourcen zur Hitze-Anpassung in sozioökonomisch schwächeren Regionen. Besonders hervorzuheben sind das komplexe Studiendesign und die große Stichprobe von über 3 Millionen Menschen, die als repräsentativ für Demenz-Erkrankte in den USA gewertet werden kann.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
05. August 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Tobias A, Kim Y, Madaniyazi L. Time-stratified case-crossover studies for aggregated data in environmental epidemiology: a tutorial. International Journal of Epidemiology 2024; 53 (02)
- 2 Umweltbundesamt. Gesundheitsrisiken durch Hitze. 2021 Zugriff am 07. April 2025 unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-heisse-tage#die-wichtigsten-fakten
- 3 Herrmann A, Haefeli WE, Lindemann U. et al. Epidemiology and prevention of heat-related adverse health effects on elderly people. Z Gerontol Geriatr 2019; 52 (05) 487-502
- 4 Kastaun S, Herrmann A, Müller BS. et al. Are people interested in receiving advice from their general practitioner on how to protect their health during heatwaves? A survey of the German population. BMJ Open 2023; 13 (09) e076236
- 5 Herrmann A, Lenzer B, Müller BS. et al. Integrating planetary health into clinical guidelines to sustainably transform health care. Lancet Planet Health 2022; 6 (03) e184-e185
- 6 Gebhardt N, van Bronswijk K, Bunz M. et al. Scoping review of climate change and mental health in Germany – Direct and indirect impacts, vulnerable groups, resilience factors. Journal of Health Monitoring 2023; 8 (Suppl. 04) 122-149
- 7 Klauber H, Koch N. Individuelle und regionale Risikofaktoren für hitzebedingte Hospitalisierungen der über 65-Jährigen in Deutschland. Versorgungs-Report: Klima und Gesundheit. In: . Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2021: 63-78