Pädiatrie up2date 2025; 20(02): 165-183
DOI: 10.1055/a-2549-2243
Psychiatrie/Psychosomatik

ADHS – ein praxisorientierter Überblick

Dilara Tomal
,
Marie Elisa Mey
,
Konstantin Mechler
,
Sarah Hohmann

ADHS ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Vor allem in der medialen Berichterstattung entstehen jedoch immer wieder Diskussionen um die Validität dieses diagnostischen Konstrukts und die empfohlenen Behandlungsansätze – besonders die Pharmakotherapie steht (zu Recht?) im Fokus der Kritik. Der Beitrag zeigt den derzeitigen Forschungsstand und evidenzbasierte klinische Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie.

Kernaussagen
  • Unbehandelt kann ADHS zu langfristigen negativen psychosozialen Folgen führen, z.B. schlechterer Schulabschluss, niedrigerer sozioökonomischer Status, mehr Unfälle im Straßenverkehr, geringere Lebenszufriedenheit, höhere Wahrscheinlichkeit von Suizidversuchen.

  • Die Kernsymptomatik besteht aus Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität und kann in ihrem Ausmaß variieren.

  • Die Indikation für eine Psychotherapie ist gemäß Leitlinie unabhängig vom Schweregrad zu überprüfen und kann ggf. in Kombination mit einer pharmakologischen Behandlung erfolgen.

  • Elterntrainings unterstützen Eltern im Umgang mit herausforderndem Verhalten ihrer Kinder und leiten sie an, erwünschtes Verhalten zu fördern.

  • Psychotherapie und Elterntrainings können zu anhaltenden Verhaltensänderungen und somit zu einem verbesserten Funktionsniveau und Lebensqualität führen.

  • Psychotherapeutische Interventionen sind zwar gemäß verblindetem Urteil deutlich weniger effektiv als eine Pharmakotherapie in Bezug auf eine Verbesserung der ADHS-Kernsymptomatik, gleichzeitig können sie aber den Betroffenen Coping-Strategien im Umgang mit den Herausforderungen des Alltags vermitteln, begleitende psychische Störungen behandeln und deren Lebensqualität verbessern.

  • Bei der pharmakologischen Behandlung sind langwirksame Präparate, aufgrund der besseren Adhärenz und des nicht abrupt wegfallendenden Medikamentenspiegels, auch bereits zu Beginn der Behandlung den kurzwirksamen Präparaten vorzuziehen.

  • Die pharmakologische Behandlung der ADHS zeigt eine höhere Effektstärke auf die Reduktion der Kernsymptome als nicht pharmakologische Interventionen. Dabei zeigen Stimulanzien höhere Effektstärken als Nichtstimulanzien.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany