Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(22): 1349-1354
DOI: 10.1055/a-2560-6972
Klinischer Fortschritt
Nephrologie

Peritonealdialyse – Die leise Alternative mit großer Wirkung

Peritoneal dialysis – the quiet alternative with a big impact

Autoren

  • Chiara Stäbler

    1   Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Deutschland
  • Kevin Schulte

    2   Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Deutschland
  • Anna Yamina Scharenberg

    2   Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Deutschland

Was ist neu?

Bedeutung der Verfahren

Die Peritonealdialyse (PD) erlebt derzeit eine Art Renaissance und etabliert sich als zunehmend relevante Therapieoption für Patient*innen mit terminaler Niereninsuffizienz. Der lange verbreitete Mythos, die PD sei eine weniger geeignete Form der Nierenersatztherapie, gilt inzwischen als widerlegt. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Ressourcenmangels stellt die PD eine wertvolle Alternative zur Hämodialyse dar – nicht zuletzt, weil sie deutlich weniger personelle Ressourcen erfordert.

Technische Grundlagen der Verfahren

Die PD nutzt das Peritoneum als natürliche Dialysemembran und kann manuell (CAPD) oder automatisch nachts (APD) durchgeführt werden. Mit entsprechender Schulung können selbst ältere oder pflegebedürftige Patient*innen die PD sicher zu Hause oder mit Unterstützung durchführen, was mehr Flexibilität ermöglicht und die Belastung der Gesundheitsinfrastruktur reduziert.

Formen der Peritonealdialyse

Die Peritonealdialyse (PD) galt lange Zeit vor allem als Therapieoption für jüngere Patient*innen mit guter manueller Geschicklichkeit. Dank technischer Weiterentwicklungen und des Ausbaus der assistierten PD steht diese Therapieform heute jedoch einem deutlich breiteren Patient*innenkreis offen. Bei der automatisierten Peritonealdialyse (APD) erfolgen die Beutelwechsel mithilfe eines Cyclers maschinell und vollautomatisch, meist während der Nacht. Im Rahmen der assistierten PD übernehmen geschulte Pflegekräfte oder Angehörige den Beutelwechsel und unterstützen so Patient*innen, die die Dialyse nicht selbstständig durchführen können.

Peritonealdialyse im Alltag

Hausärzt*innen spielen eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung und Aufklärung von Patient*innen mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) und bieten die PD als unterstützende Behandlungsmethode an. Strukturierte Schulung und engmaschige Überwachung tragen dazu bei, Komplikationen wie Peritonitis oder Peritonealsklerose vorzubeugen. Bemerkenswerterweise würden 55% der Nephrolog*innen selbst eine PD wählen, verglichen mit nur 9%, die sich für die am häufigsten verwendete Methode, die zentrumsbasierte HD, entscheiden würden.

Perspektive der Nephrologie

Die PD ist keine 2. Wahl. Sie ist eine praktikable, schonende und zukunftsweisende Nierenersatztherapie – eine Antwort auf die demografischen und ressourcenbedingten Herausforderungen der Zukunft. Manchmal beginnt die moderne Nephrologie nicht in einer Klinik, sondern still und leise am Küchentisch.

Abstract

PD, often underestimated, is more than a dialysis method – it is a promise of autonomy and quality of life. Especially in times of demographic shifts, rising chronic conditions, and healthcare staff shortages, PD is gaining relevance as an equal alternative to hemodialysis (HD). While HD dominates dialysis care in Germany (94%), international comparisons show a far more balanced use of modalities.

PD utilizes the peritoneum as a natural dialysis membrane and can be performed manually (CAPD) or automatically at night (APD). With proper training, even elderly or dependent patients can safely manage PD at home or with support, enabling greater flexibility and reducing strain on healthcare infrastructure.

General practitioners play a key role in early identification and education of chronic kidney disease (CKD) patients, offering PD as an empowering treatment path. Structured training and close monitoring help prevent complications such as peritonitis or peritoneal sclerosis.

Remarkably, 55% of nephrologists would choose PD for themselves, compared to only 9% who would opt for the most commonly used method – center-based HD.

PD is not a second-choice option. It is a viable, gentle, and forward-looking renal replacement therapy – an answer to the demographic and resource challenges ahead. Sometimes, modern nephrology begins not in a clinic, but quietly at the kitchen table.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Oktober 2025

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