Zusammenfassung
Hintergrund
Geschlechtsspezifische Unterschiede betreffen auch das Fach der Orthopädie und Unfallchirurgie
(O&U). Während der Frauenanteil im Medizinstudium stetig steigt, liegt der Anteil
von Chirurginnen im Fach O&U bei nur 18,6%. Diese Unterrepräsentation betrifft neben
der Klinik auch die Forschung und spiegelt sich in der Teilnahme an wissenschaftlichen
Kongressen wie dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) wider.
Methodik
Diese retrospektive Studie untersuchte die Geschlechterverteilung bei Abstract-Einreichungen
zum DKOU von 2015–2024. Die anonymisierten Daten wurden hinsichtlich des Geschlechts,
der Rolle bei der Einreichung und des akademischen Titels analysiert.
Ergebnisse
Die Beteiligung von Frauen insgesamt an den 82813 Abstracts lag bei 20%. Der Anteil
von Frauen betrug unter den Einreichenden 23,3%, unter den Präsentierenden 24,5% und
bei den Co-Autorenschaften 18,2%. Bei isolierter Analyse der weiblichen Kohorte waren
Frauen häufiger Einreichende und Präsentierende als in der männlichen Kohorte (p < 0,001).
Der Anteil weiblicher Beteiligung an den Abstract-Einreichungen stieg über den Untersuchungszeitraum
hinweg jährlich um durchschnittlich 0,5%. Bei den höheren akademischen Graden, wie
Habilitationen (7,4%), Professuren (7,6%) und Universitätsprofessuren (5,2%), waren
Frauen unter den Beteiligten deutlich unterrepräsentiert.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass der Frauenanteil bei den Abstract-Einreichungen zum DKOU
weitgehend dem Anteil im Fach O&U entspricht (18,6% im Jahr 2022), was die allgemeine
Geschlechterverteilung im Fach O&U widerspiegelt. Überträgt man diese Trendanalyse
auf die allgemeine Entwicklung der Geschlechterparität im Fach O&U, so könnte eine
geschlechtergleiche Besetzung der ärztlichen Stellen frühestens im Jahr 2087 erreicht
werden. Um diese Entwicklung zu beschleunigen und gleichzeitig die Attraktivität von
O&U insgesamt zu steigern, sind gezielte Maßnahmen zur Förderung von Frauen in O&U
erforderlich. Dazu gehören der Abbau struktureller Barrieren und gezielte Fördermaßnahmen
für Chirurginnen in der akademischen Laufbahn.
Schlüsselwörter
chirurgische Forschung - Gender-Research-Gap - akademische Laufbahn - Frauen in der
Chirurgie - DKOU