Aktuelle Urol 2025; 56(05): 400-404
DOI: 10.1055/a-2598-0585
Referiert und kommentiert

Kommentar

Contributor(s):
Markus Grabbert
1   Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany (Ringgold ID: RIN14879)
,
August Sigle
1   Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany (Ringgold ID: RIN14879)
,
Simon Spohn
2   Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
› Author Affiliations
Preview

Die OLIGOPELVIS (GETUG-P07)-Studie hat den Einsatz einer gezielten (bildgeführten und intensitätsmodulierten) pelvinen Strahlentherapie in Kombination mit einer 6-monatigen ADT bei nodal begrenztem Rezidiv im kleinen Becken mit einem Befall von maximal 5 Lymphknoten in einem prospektiven Phase-II-Setting untersucht. Das präinterventionelle Staging erfolgte mittels Flourcholin-PET/CT. Rund ein Drittel der Patienten zeigte keinen Hinweis auf einen radiografischen oder klinischen Progress (39%) bzw. ein biochemisches Rezidiv (31%) nach 5 Jahren. Die Rate an schwerwiegenden Toxizitäten (Definition nach CTCAE v4.0) war im längeren Follow-up nach 5 Jahren rückläufig bzw. gering (<5%) [1].

Die OLIGOPELVIS (GETUG-P07)-Studie [1] bzw. deren Ergebnisse haben trotz des fehlenden Vergleichsarms eine mögliche direkte Konsequenz für die klinische Praxis und definieren ein effektives Therapieschema für Patienten mit „nodal-oligorezidiviertem“ Prostatakarzinom. Die medikamentöse Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms, insbesondere im hormonsensitiven Stadium, hat in den letzten Jahren einen Wandel durch die zunehmende Intensivierung der Therapie erfahren und hierdurch zu einer Verbesserung des Überlebens der Patienten geführt [2]. Dieser medikamentöse Therapieansatz stellt aber letztlich keine kurative Therapie dar. Ein fokaler oder lokal ablativer Therapieansatz bzw. eine metastasengerichtete Therapie durch bspw. eine Strahlentherapie in Kombination mit einer kurzfristigen ADT stellt dagegen eine Chance auf Kuration dar. Insbesondere die Kombination der Bestrahlung der pelvinen Lymphabflusswege mit hochdosierte fokaler Therapieeskalation befallener Lymphknoten bietet gute Heilungschancen, wie die vorläufigen Ergebnisse der STORM-Studie zeigen konnten [3]. Vorherige Arbeiten zur Radiatio sowie auch chirurgische Serien zur „Salvage-Lymphadenektomie“ konnten zeigen, dass etwa ein Drittel der Patienten einen langfristigen onkologischen Vorteil zeigt, wobei die optimale Selektion der Patienten weiterhin eine wichtige und teilweise unbeantwortete Frage darstellt [4]. Mehrere Studien wie die EXTEND- [5] oder RADIOSA-Studie [6] konnten zeigen, dass bei oligometastasiertem Prostatakarzinom die Kombination einer metastasengerichteten Therapie mit einer medikamentösen Therapie einen onkologischen Vorteil zur alleinigen Systemtherapie oder alleinigen Strahlentherapie bieten kann. Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial der Kombination von neuen medikamentösen Therapieansätzen mit einer metastasengerichteten Therapie auf.

Bei einem metastasenfreien Überleben von 59% nach 5 Jahren in der Studie liegt es allerdings auch nahe, dass das untersuchte Therapieschema ein zu wenig intensives Therapieschema für einen relevanten Anteil der Patienten darstellte. Die Ergebnisse der EMBARK-Studie, welche den Einsatz von Enzalutamid ± ADT bei Patienten mit biochemischem Rezidiv und entsprechenden Risikofaktoren wie einer kurzen PSA Verdopplungszeit untersuchte, legt einen guten onkologischen Effekt in diesem Patientenkollektiv nahe, wobei auch in dieser Studie nur konventionelle Stagingmodalitäten (CT/MRT sowie Skelettszintigrafie) eingesetzt wurden [7]. Der Einsatz des PSMA PET/CT hat die Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms in den letzten Jahren maßgeblich beeinflusst und in den verschiedensten klinischen Szenarien wurde die Wertigkeit dieser Technik ausgiebig untersucht. Auch in sehr frühen Stadien der Erkrankung, wie beispielsweise vor Primärtherapie bei lokalisiertem Karzinom, liefert diese Untersuchung wichtige Hinweise und es bestehen auch bzgl. der Beurteilung des Primarius relevante Unterschiede beispielsweise im Vergleich zum multiparametrischen MRT der Prostata [8].

Die OLIGOPELVIS-Studie konnte zusammengefasst in einem prospektiven Phase-II-Setting wertvolle Ergebnisse liefern und zeigte einen guten onkologischen Effekt bei einem relevanten Anteil an Patienten mit „nodal-oligorezidiviertem“ Prostatakarzinom. Die Studie definiert ein mögliches therapeutisches Schema für diese Patienten und zeigt das Potenzial für weitere Studien, welche moderne medikamentöse Therapieansätze mit fokalen metastasengerichteten Therapien beim oligometastasierten Prostatakarzinom kombinieren, welche wiederum durch den Einsatz neuer bildgebender Modalitäten in Zukunft noch zielgerichteter erfolgen werden.



Publication History

Article published online:
26 August 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany