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DOI: 10.1055/a-2601-7144
Zwischen den Zeilen

Wir sprechen miteinander, aneinander vorbei und manchmal braucht es keine Worte – wir verstehen uns trotzdem. Kommunikation ist vielschichtig: Mit Erwachsenen reden wir anders als mit Kindern. Oft verstehen wir dasselbe ganz unterschiedlich. Antonovsky sagte einmal: „Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse.“
So ist es vielleicht auch mir passiert. Im Zeugnis der ersten Klasse meiner Tochter stand: „Sie ist ein kluges, aber zurückhaltendes Mädchen.“ Mein Blick blieb an dem „aber“ hängen. Was macht es da? Was hat Klugheit mit Zurückhaltung zu tun? Wird ihre Intelligenz dadurch relativiert? Wollte die Lehrerin beides in Beziehung zueinander setzen oder war es einfach unbedacht formuliert?
Worte – egal, ob gesprochen oder geschrieben – können Bilder erzeugen und damit eine starke Wirkung entfalten. Das zeigt, wie wichtig ein achtsamer Umgang mit Sprache ist. Auch im ergotherapeutischen Alltag: die Wortwahl, das Setting, in dem Gespräche stattfinden, die Rahmenbedingungen und die Fragetechniken, die wir einsetzen. Besonders sensibel wird es bei Menschen, die sich altersbedingt oder durch eine Beeinträchtigung anders ausdrücken oder anders verstehen. Diese Aspekte beleuchtet Erika Neugebauer ab Seite 18. Sie gibt praxisnahe Impulse für eine gelingende Kommunikation mit Kindern – fundiert, sensibel und direkt umsetzbar.
Ich habe mir vorgenommen, auch schriftlich, etwa im Therapiebericht, bewusster auf meine Wortwahl zu achten. Denn unsere Sprache prägt Bilder, die beeinflussen, wie andere gesehen und verstanden werden.
Ihre
Julia Müller
Herausgeberin ergopraxis
julia.mueller.ergopraxis@gmail.com
Publication History
Article published online:
03 September 2025
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