Hebamme 2025; 38(04): 189
DOI: 10.1055/a-2607-2948
Editorial

Schwangerschaftsende im 1. Trimenon

Mirjam Peters
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Plädoyer für eine konsequent frau*zentrierte Versorgung

Ein früher Schwangerschaftsverlust und ein Schwangerschaftsabbruch ähneln sich häufig in der Art der medizinischen Behandlung. Auch das emotionale Erleben kann vergleichbar sein: Trauer, Schuldgefühle, Erleichterung oder Ambivalenz können in beiden Situationen auftreten. Entscheidend sind die Beziehung der Frau zum Fötus sowie der biografische, soziale und strukturelle Kontext, in dem sie steht. Relationale Theorien verdeutlichen, dass die Bedeutung einer Schwangerschaft nicht biologisch fixiert ist, sondern durch die individuelle Beziehung konstituiert wird.

Mit der Entscheidung, Schwangerschaftsverlust und Schwangerschaftsabbruch in einer Ausgabe gemeinsam zu thematisieren, wird ein Plädoyer für eine konsequent frau*zentrierte Versorgung formuliert. Diese orientiert sich an der konkreten Lebenssituation der Frau, nimmt ihr Erleben ernst und fragt, was sie braucht. Versorgung wird dabei interdisziplinär gedacht – stets eingebettet in die strukturellen Rahmenbedingungen, in denen sie stattfindet.

Die vorliegende Ausgabe vereint die Perspektiven der Hebammenwissenschaft, Psychologie und Gynäkologie sowie der betroffenen Frauen selbst. Dr. Anja Lindig und Dr. Jördis Zill stellen Ergebnisse der CARE-PREG-Studie zur Versorgung bei unerwünschter Schwangerschaft vor (S. 200), Leonie Birnstengel präsentiert ein Studienprojekt, das Barrieren in der Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen sichtbar macht (S. 250) und Natascha Sagorski berichtet, wie aus der Erfahrung ihrer eigenen Fehlgeburt politisches Engagement für den Mutterschutz entstand (S. 229).

Dr. Jana Maeffert beschreibt die ärztliche Begleitung von Schwangerschaftsabbrüchen und Fehlgeburten (S. 208), Kick van Walbeek bringt die hebammenspezifische Perspektive auf Fehlgeburten ein (S. 215) und Andrea Köbke erläutert die berufspolitische Position des Deutschen Hebammenverbands zur Versorgung nach Schwangerschaftsabbruch (S. 225).

Die Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ute Lange, für die ich die Gastherausgeberschaft übernommen habe.

Prof. Dr. Mirjam Peters,Professorin für Hebammenwissenschaft, Hochschule Bochum



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. September 2025

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