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DOI: 10.1055/a-2660-5080
Grenzerfahrungen
Autor*innen
Zwischen Belastung und Wachstum
Liebe Kolleg*innen,
wie viele von Ihnen erlebte auch ich die Momente, in denen der Beruf so fordernd wurde, dass ich mich fragte: „Kann und will ich das noch?“. Situationen, die mich körperlich und seelisch an meine Grenze und darüber hinausgebracht haben, hätten dazu führen können, dass ich den Beruf verlasse – wie so viele meiner Wegbegleiter*innen. Grenzerfahrungen sind intensiv, unbequem und oft schmerzhaft. Sie zwingen uns, hinzusehen – auf uns selbst, auf unsere Belastbarkeit, auf das, was wir wirklich können und wollen.
Dass ich bis heute – nach 17 Jahren aktiver Geburtshilfe – die tiefe Verbundenheit zu meinem Beruf nicht verloren und mich nicht von der Geburtshilfe abgewendet habe, verdanke ich im Wesentlichen glücklichen Umständen: Inmitten von Sprachlosigkeit und emotionaler Taubheit traf ich auf besondere Kolleg*innen, die mich mit ihren stillen Gesten und warmen Worten hielten, als ich es am nötigsten hatte.
Es ist überfällig, dass dieses Gehaltenwerden kein Akt des Zufalls bleibt, sondern für die folgenden Hebammengenerationen strukturiert Einzug in die Professionalisierung unseres Berufsstandes hält. Supervision, kollegiale Gespräche und fachlich geleiteter Austausch sind keine „Extras“, sondern notwendige Stützen, die unser berufliches Fundament festigen. Grenzerfahrungen werden so nicht zu einer Bedrohung, sondern zu Wachstumsimpulsen – für unsere Professionalität und unsere Menschlichkeit!
In dieser Ausgabe widmen wir uns dem professionellen Umgang mit Grenzerfahrungen, blicken dabei auch auf andere Berufsgruppen und versuchen, Impulse zu setzen, wie das schwer Sagbare verarbeitet und in unsere berufliche Biografie integriert werden kann.
Mit herzlichen Grüßen aus Berlin,
Ihre Christina Hoffmann
Herausgeberin der Hebamme
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. Dezember 2025
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