Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2025; 32(06): 313-319
DOI: 10.1055/a-2665-5946
Gesellschaft
BExMed

Liebe Mitglieder und Interessierte der BExMed,

Authors

  • Raimund Lechner

    Ulm

die Himalaya-Region war in den zurückliegenden Wochen nicht nur wegen bergsteigerischer Neuigkeiten in der internationalen Presse vertreten. Politische Unruhen in Nepal verursachten über 50 Tote und 1300 Verletzte. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände hatten Ausgangssperren und eine mehrtägige umfängliche Polizei- und Militärpräsenz im öffentlichen Raum zur Folge. Auch wenn solche innenpolitischen Ereignisse primär nichts mit dem Bergsport zu tun haben, so können sie doch Reisepläne massiv beeinträchtigen und zeigen, wie multifaktoriell und aufwendig eine umfassende Reise- und Expeditionsplanung sein sollte.

In eigener Sache

Am 17. September referierte Dr. Noemi Welsch im Rahmen unserer Fortbildungsreihe „BExMed goes online“ zum Thema Frauengesundheit im Bergsport. In der Alpin- und Höhenmedizin, sowie auch in der Sportmedizin und allgemein in klinischen Studien, ist das Wissen über geschlechtsspezifische Unterschiede bei Auslösern von Erkrankungen und Verletzungen sowie therapeutischen Ansätzen begrenzt, da viele Studien mit überwiegend männlichen Probanden durchgeführt wurden. Der Vortrag thematisierte diese Aspekte spezifisch für den Bergsport und vermittelte darüber hinaus praxisnahe Empfehlungen für Frauen in der Bergmedizin. Wer den Vortrag verpasst hat, kann diesen im internen BExMed-Mitgliederbereich jederzeit ansehen. Es lohnt sich!

Auch in der vorliegenden Ausgabe gibt es wieder zahlreiche höhen- und alpinmedizinische Beiträge. Vielen Dank an alle Autoren! Dr. Christoph Tannhof fasst im Journal-Club „Medikamentöse Prophylaxe der akuten Höhenkranken“ eine aktuelle Studie von Small et al. zusammen, die Prochlorperazin zur Prophylaxe der akuten Höhenkrankheit untersucht hat (▶S. 287). Dies nahm er zum Anlass, die kurze Übersicht zur medikamentösen Prophylaxe der akuten Bergkrankheit auf der folgenden Seite zu verfassen (▶Literaturrecherche zur AMS-Prophylaxe), die den aktuellen Wissensstand und daraus resultierende Empfehlungen zusammenfasst. Im zweiten Journal-Club „Molekulare Grundlagen der Höhenphysiologie und deren klinische Aspekte“ beleuchtet er Erkenntnisse der molekularen Grundlagenforschung und deren Konsequenzen für zukünftige Entwicklungen in der klinischen Praxis (▶S. 288). Abgerundet werden die höhen- und alpinmedizinischen Themen noch mit einem kurzen Beitrag auf den folgenden Seiten aus der Rubrik „Alpinmedizinisches Allerlei“, dieses Mal zum Thema Temperatur (▶Alpinmedizinisches Allerlei). Darüber hinaus ist in dieser Ausgabe auch noch die Rezension „Neues und Bewährtes aus der Alpin- und Höhenmedizin“ der 3. Auflage der Alpin- und Höhenmedizin des Springer Verlags zu lesen, an der auch einige Autoren der BExMed beteiligt waren (▶S. 286).

Empfehlen möchten wir Euch den Film Höhenrausch, der die Entwicklung der Höhenmedizin seit den 1980er-Jahren dokumentiert (▶Dokumentarfilm Höhenrausch). Eine zentrale Rolle spielte hier Prof. Peter Bärtsch, Ehrenmitglied der BExMed.

Ebenfalls auf den folgenden Seiten gibt es einen Bericht vom Jahreskongress der International Commission for Alpine Rescue (ICAR) in Jackson Hole, Wyoming, USA (▶ICAR-Tagung 2025). Im Rahmen dessen wurde Dr. Natalie Hölzl zur Präsidentin der ICAR medical commission gewählt. Die Vorstandschaft der BExMed gratuliert Dir, liebe Natalie, herzlich zu dieser sicherlich anspruchsvollen, aber auch spannenden Aufgabe und wünscht Dir viel Erfolg! Diese enge Vernetzung der BExMed mit der internationalen Bergrettungsgemeinschaft wird den zügigen Wissenstransfer aktueller Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Alpin- und Höhenmedizin in den deutschsprachigen Raum stärken.

Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende. Ich möchte deshalb nochmals an die Forschungsförderung 2025 mit dem Stichtag 31.12.2025 erinnern. Weitere Informationen sind auf www.bexmed.de zu finden. Außerdem freut sich die BExMed bereits sehr auf das, was uns 2026 erwartet. Neben dem bekannten Kursangebot und Onlinefortbildungen möchten wir Euch wärmstens die Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der BExMed ans Herz legen, welche wir vom 20. bis 22. November in Garmisch-Partenkirchen begehen werden. Die Planungen laufen auf Hochtouren und eines können wir bereits jetzt sicher sagen: Es wird sich lohnen!

Viele schöne Tage in den Bergen und stets gesunde Rückkehr!

Für die Vorstandschaft der BExMed

Ihr Raimund Lechner


Literaturrecherche zur AMS-Prophylaxe

Vergleich von Prochlorperazin, Azetazolamid und Dexamethason.

Fazit vorab

  • Erste Wahl zur Prophylaxe bleibt Acetazolamid (starke Evidenz, fördert Akklimatisation).

  • Dexamethason ist sehr wirksam, fördert aber nicht die Akklimatisation: eher Therapie bzw. Alternative, wenn Acetazolamid nicht möglich; Rebound möglich.

  • Prochlorperazin: neue, kleine RCT (2025) mit nicht signifikantem (knappen) Vorteil gegenüber Placebo, aber (noch) kein Leitlinienstandard; derzeit eher symptomatisch zur Antiemese.


Evidenzlage & Wirksamkeit

Acetazolamid (1)

  • Metaanalyse (22 RCTs): wirksam zur AMS-Prophylaxe bei einer Dosis von 125, 250 und 375 mg 2/tägl.; senkt AMS-Inzidenz vs. Placebo

  • Mechanismus: Carboanhydrase-Hemmung → milde metabolische Azidose → Ventilationsanstieg/bessere Akklimatisation (beschleunigt ventilatorische Akklimatisation von 3–5 Tagen auf ~ 1 Tag)


Dexamethason (2, 3)

Wirksam in RCTs zur Prophylaxe, allerdings ist die Wirksamkeit vom Therapieregime abhängig: 4 mg alle 12 h effektiv, 2 mg alle 6 h in einem schnellen Aufstieg nicht ausreichend. Sehr wirksam in der Therapie von moderat-schwerer AMS/HACE. Fördert Akklimatisation nicht → Rebound möglich beim Absetzen auf Höhe.


Prochlorperazin (4)

  • Randomisierte doppelblinde RCT (2025, n = 56, 4348 m): AMS 64 % (Placebo) vs. 36 % (Prochlorperazin 10 mg 3-mal täglich für 24 h); ARR 28,6 %, NNT 4. Unterschied in der Inzidenz p = 0,06; OR 0,28 (95 % KI 0,11–0,94). Keine schweren UAW. → Hinweis auf Wirksamkeit mit grenzwertiger Signifikanz. Größere Studien gefordert.

  • Rationale (lt. Studienprotokoll): Migräne-Overlap; diskutiert wird zusätzlich ein möglicher respiratorischer Stimulus



Stellenwert in Leitlinien (2024/25)

  • WMS-Guidelines 2024: Acetazolamid ist die First-line-Empfehlung zur Prophylaxe; Dexamethason ist wirksam, aber v. a. eine Therapiealternative bei Kontraindikation gegen Acetazolamid. Prochlorperazin wird nicht als Prophylaxe empfohlen (5)

  • CDC Yellow Book 2026 (Kapitel 2025 aktualisiert): identische Kernaussagen wie in den WMS Guidlelines mit konkreten Dosierungsangaben (s. unten) (6)


Dosierungen (Erwachsene)

Acetazolamid (Prophylaxe)

125 mg alle 12 h (bei > 100 kg: 250 mg alle12 h), Beginn 1 Tag vor Aufstieg in kritische Höhe, Weiterführen während des Aufstiegs, fördert Akklimatisation


Dexamethason

  • Prophylaxe: 2 mg alle 6 h oder 4 mg alle 12 h (Reserve, z. B. falls Acetazolamid kontraindiziert; Rebound-Risiko)

  • Therapie (AMS): 4 mg alle 6 h; HACE: 8 mg loading, dann 4 mg alle 6 h


Prochlorperazin

  • Studienregime: 10 mg 3-mal täglich für 24 h während eines raschen Aufstiegs

  • Als Antiemetikum üblich: 5–10 mg alle 6–8 h (max. 40 mg/Tag)



Nebenwirkungen & Kontraindikationen (klinisch relevant) (6)

Acetazolamid

Parästhesien, Polyurie, Geschmacksstörung; Sulfonamid-Derivat, aber klinisch kaum Kreuzreaktion mit Sulfonamid-Antibiotika; Vorsicht bei schwerer Allergie/Anaphylaxie-Anamnese; nützlich bei Höhenschlafstörung


Dexamethason

Hyperglykämie, Infektanfälligkeit, Stimmung/Schlafstörungen; keine Akklimatisation, Rebound nach Absetzen möglich


Prochlorperazin

Sedierung, extrapyramidal motorische Störungen/EPS, anticholinerge Effekte; mögliche QT-Verlängerung → Vorsicht bei QT-Risiko/Interaktionen; für Einsatz bei Rettern/Leistungssituationen mögliche Performanceeinbußen beachten (7)



Praxisempfehlung (Stand 09/2025)

  • Standardprophylaxe: Acetazolamid 125 mg alle12 h (Start 24 h vor dem kritischen Aufstieg), Dosisanpassung bei Körpergewicht/Setting; additiv gute Schlafwirkung

  • Wenn Acetazolamid ungeeignet (Unverträglichkeit, seltene, echte Kontraindikationen) oder sehr hohes Risiko/zeitkritische Einsätze: Dexamethason kurzzeitig (z. B. 4 mg/12 h), eng führen und Rebound beachten; Therapie von moderat-schwerer AMS/HACE klar Dexamethason

  • Prochlorperazin: vielversprechend, aber vorläufig; nicht in Leitlinien verankert; derzeit: primär symptomatisch gegen Übelkeit/Erbrechen am Berg; Prophylaxe nur individualisiert/Studiennah erwägen; weitere RCTs abwarten

Dr. Christoph Tannhof

Quellen: (1) Gao D et al. Meta-Analyse Acetazolamid (2021); (2) Rock PB et al. 1989; (3) Hackett PH et al. 1988; (4) Small E et al. J Travel Med 2025; 32: taaf044; (5) Luks AM et al. WMS Clinical Practice Guidelines, 2024 Update; (6) CDC Yellow Book 2026, aktualisiert 23. Apr 2025; StatPearls/PDR: Prochlorperazin-Dosierung & Sicherheitsprofil (EPS, QT-Risiko)

ALPINMEDIZINISCHES ALLERLEI

Temperaturregulation & Isolation in der Alpinmedizin

Thermoregulation – Grundlagen

Mechanismus → Prinzip:

  • Konduktion → Wärmeleitung durch direkten Kontakt

  • Konvektion → Wärmeübertragung durch Luft/Wasser

  • Radiation → Elektromagnetische Wärmestrahlung

  • Evaporation → Wärmeverlust durch Verdunstung

→ In extremer Umgebung erfordert Thermoregulation ständige Wärmeproduktion (Thermogenese), insbesondere durch Muskelarbeit.

Wärmeverlust – Besonderheiten in Höhe und Kälte

  • Hauptverluste: über ungeschützte Haut, feuchte Kleidung, Atemwege

  • Windchill-Effekt: Luftbewegung verstärkt Konvektion, gefühlte Temperatur sinkt deutlich

  • Hypothermie:

    • Leicht (35–32 °C): Zittern, Tachykardie

    • Mittel (32–28 °C): Muskelstarre, Bradykardie

    • Schwer (< 28 °C): Arrhythmien, Bewusstlosigkeit

Hyperthermie

  • Risikofaktoren: hohe Außentemperatur, fehlende Wärmeabgabe durch Kleidung, hohe Aktivität

  • Klinisch: Erschöpfung → Hitzekollaps → Hitzeschlag

  • Letzterer lebensbedrohlich (ZNS-Störung, Multiorganversagen)

Textiltechnik – Isolation im alpinen Einsatz

Isolationsprinzipien: Ziel ist Reduktion von Wärmeleitung, -strahlung, -konvektion.

Materialwahl

  • Daune: leicht, hoher R-Wert, empfindlich gegen Nässe

  • Kunstfaser: robust, isoliert auch bei Nässe, schwerer

R-Wert

Misst Wärmewiderstand – steigt mit Materialdicke, jedoch ab 8 cm keine lineare Steigerung mehr.

Verluste trotz R-Wert:

  • Kompression (z. B. durch Rucksack)

  • Nähte, Feuchtigkeit, Konvektion

→ Zwiebelprinzip empfohlen: mehrlagige, funktional abgestimmte Kleidungssysteme

Kleidung und Kühlung

Bekleidung bei Hitze:

  • Unterstützt nicht aktiv die Kühlung – behindert oft Evaporation

  • Ideal: leichte, atmungsaktive, UV-reflektierende Stoffe

  • Nasse Kleidung kühlt nur durch Verdunstung

Materialvergleich – Praxisfaktoren

Eigenschaften von Daune vs. Kunstfaser:

  • Gewicht/Wärme: Sehr gut/Gut

  • Feuchtigkeitsempfindlichkeit: Hoch/Gering

  • Trocknungsdauer: Langsam/Schnell

  • Packmaß: Kompakt/Voluminöser

Eigenschaften von Wolle vs. Synthetik:

  • Gleiche Trocknungsgeschwindigkeit pro Minute

  • Wolle nimmt mehr Feuchtigkeit auf → längere Trocknungsdauer

Merksätze

  • Kälte tötet still – rechtzeitige Isolation entscheidend!

  • Mehrere dünne Schichten besser als ein dicker Block

  • R-Wert ≠ alleiniger Schutz – Kontext (Feuchtigkeit, Kompression) beachten

  • Windchill-Effekt realistisch einkalkulieren – auch bei scheinbar milder Außentemperatur

Dr. Christoph Tannhof

Quellen: BG Bau 2024: Hyperthermie & Thermoregulation; ICAR MedCom Guidelines; Schweikart A., bergundsteigen 2021/22; WHO/CDC zur Outdoor-Kleidung & Hitzeschäden



ICAR-Tagung 2025

In diesem Jahr wurden die Delegierten der ICAR vom 7. bis 11. Oktober 2025 zum Indian Summer nach Jackson, Wyoming geladen ([ Abb. 1 ]). Gastgeber der jährlichen Arbeitstagung war in diesem Jahr das lokale Bergrettungsteam von Teton County Search and Rescue.

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Abb. 1 ICAR-Tagung 2025 in Jackson, Wyoming.

Die letzte Tagung auf US-amerikanischem Terrain fand vor 10 Jahren in Lake Tahoe statt. Entsprechend groß und interessiert war das nordamerikanische Publikum, da für viele Bergretter und Alpinmediziner oft nicht die Möglichkeit besteht, für die ICAR-Tagung nach Europa zu reisen.

In den Ausläufern des beeindruckenden Yellowstone National Parks liegt der Wintersportort Jackson ([ Abb. 6 ]). Hier sagen sich Bär und Elch gute Nacht. Eine Bärenfamilie im Garten, ein Bison neben der Straße sind keine Seltenheit ([ Abb. 2 ]) ([ Abb. 3 ]). Während wir im Alpenland allenfalls die Kamera am Gürtel tragen, hängt in Jackson an jedem Hosenbund ein Bärenspray. Sicher ist sicher.

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Abb. 2 Wildlife im Nationalpark.
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Abb. 3 Teton National Park.

Nach der Begrüßung und Auftaktveranstaltung durch Teton County Search and Rescue am Dienstagabend ([ Abb. 4 ]) ging es am praktischen Tag mit der Seilbahn zum Jackson Hole Mountain Resort auf 9095 Fuß. Hier wurden wir mit herrlichem Sonnenschein und einer spektakulären Aussicht begrüßt. Der Praxistag bietet eine Plattform für Übungen oder Workshops mit neuem Material oder das Beüben neuer Techniken. Hier präsentieren die verschiedenen Kommissionen, teilweise in Zusammenarbeit mit den Industriepartnern der ICAR, ihre aktuellen Themen. Am Vormittag fand ein spannender höhenmedizinischer Workshop über Rettungsstrategien auf Expeditionen statt – dieser wurde von dem Denali Rettungsteam moderiert. Parallel dazu ist zu erwähnen, dass eine Reihe an Publikationen aus der ICAR Medical Commission (MedCom) zum Thema Rettung in großen Höhen in Arbeit ist.

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Abb. 4 ICAR Opening Evening. [rerif]

Am Nachmittag wurde ein buntes Potpourri aus medizinischen Themen für die Bergretter vorgestellt, um die Patientenversorgung nach ABCDE-Schema auf aktuellem Standard abarbeiten zu können. Unsere Arbeitsgruppe zum Thema Airway Management bot einen Workshop zum Thema Atemwegsmanagement im alpinen Gelände für Bergretter an ([ Abb. 7 ]) ([ Abb. 8 ]). Die Nutzung der Larynxmaske, wie sie in der Bergwacht Bayern und im bayrischen Rettungswesen mittlerweile standardisiert ist, ist international ebenfalls bekannt, wenn auch nicht in jeder Rettungsorganisation verbreitet. Es konnte ein interessanter Austausch auf hohem Niveau stattfinden.

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Abb. 5 Wegweiser zum ICAR Jackson Hole.
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Abb. 6 Jackson Hole und der Teton National Park.
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Abb. 7 Workshop mit Dr. Natalie Hölzl (links) und Dr. Naomi Dodds (rechts). [rerif]
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Abb. 8 Airway Management mit Dr. Naomi Dodds (links) und Dr. Natalie Hölzl (rechts). [rerif]

In den folgenden Tagen wurde in den Kommissionen gearbeitet. Die ICAR besteht aus 5 Kommissionen: Bodenrettung (TERCOM), Luftrettung (AIRCOM), Lawinenrettung (AVACOM), Alpinmedizin (MEDCOM) sowie den Hundeführern (DOGCOM). Die Kommissionen haben 2 Arbeitstage für sich, um interne Themen wie beispielsweise die Erstellung von Leitlinien, Schulungen, Einsatzberichte und vieles mehr zu besprechen ([ Abb. 5 ]).

In der Alpinmedizin waren dieses Jahr folgende Themen auf dem Programm: Was passiert innerhalb der Bergrettungsteams? Wie werden arbeitsmedizinische Untersuchungen gestaltet, wie schaut das Curriculum für die medizinische Ausbildung in den verschiedenen Mitgliedsorganisationen aus? Was gibt es Neues im technischen Bereich? Ob Ultraschall- oder Drohnennutzung, weltweit werden neue Technologien implementiert und auf die alpinmedizinischen Belange angepasst. Spannende Vorträge und intensive Diskussionen, Erfahrungsberichte und Zukunftspläne wurden im Konferenzsaal und später am Kaminfeuer diskutiert.

Am Freitagabend luden die Gastgeber zu einem volkstümlichen Abend ein. Volkstümlich in Jackson Hole bedeutet Rodeo Night und Bull Catching Contest! Begrüßt wurden wir von der gesamten Rettungsmannschaft von Teton Search & Rescue, die für ihre Gäste ein beeindruckendes Programm in der Rodeo-Arena geflochten hatten. Cowgirls präsentierten ihre Reitkünste, Pferde, Bullen und Stiere wurden von Cowboys geritten, gezähmt und eingefangen. Auch einige mutige ICAR-Teilnehmer durften sich den echten Stieren stellen … oder eben dem mechanischen Bullen, der mit Weichböden gesichert wurde. Der Abend lieferte ein buntes, abwechslungsreiches und beeindruckendes Programm, die Bergretter aus Teton haben dem Weißkopfadler mit ihrer unermüdlichen Gastfreundlichkeit eine neue Krone aufgesetzt.

Abgerundet wurde das Treffen von spannenden Vorträgen im Plenum. Auch in der Bergrettung und Alpinmedizin wird der Bereich psychische Belastbarkeit, Stress durch Einsatzgeschehen und interpersonelle Kommunikation vermehrt betrachtet ([ Abb. 9 ]).

Abschließend fanden dieses Jahr in Jackson auch die Vorstandswahlen der ICAR statt und es wurde ein neues Team gewählt und verabschiedet. Der amtierende Präsident der ICAR, Franz Stämpfli (Schweiz), dankte am Ende seiner dritten Amtsperiode ab und reichte das Zepter an Gebhard Barbisch aus Vorarlberg (Österreichischer Bergrettungsdienst) weiter. Auch der Präsident der Medical Commission Dr. John Ellerton (UK) legte sein Amt nieder. Wir möchten Euch an dieser Stelle für Eure hervorragende Führungsarbeit und euren unermüdlichen Einsatz für die ICAR danken!

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Abb. 9 Präsentation einer wissenschaftlichen Studie. [rerif]

Das neu gewählte Team freut sich auf die ihnen übertragenen Aufgaben und die gemeinsame Zusammenarbeit.

Dr. Natalie Hölzl


Dokumentarfilm „Höhenrausch“

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Marc Berger ([ Abb. 10 ]) wurde bei der Durchführung einer höhenmedizinischen Studie von einem Filmteam begleitet. Unter der Schirmherrschaft von Prof. Peter Bärtsch entstand so eine wissenschaftliche Abenteuerdokumentation über die Geschichte und Entwicklung der medizinischen Forschung in der Capanna Regina Margherita ([ Abb. 11 ]) sowie den aktuellen Stand der Alpin- und Höhenmedizin.

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Abb. 10 Professor Marc Berger – Studienleiter der Höhenstudie auf der Margheritahütte. [rerif]
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Abb. 11 Capanna Regina Margherita – Europas höchstes Forschungslabor auf der Signalkuppe am Monte-Rosa-Massiv.

Forschung in höchster Höhe

Zur Dokumentation einer Studie über die Pathophysiologie der akuten Bergkrankheit begleitete ein Filmteam die Forschenden um Professor Marc Berger auf die Capanna Regina Margherita (4554 m), das höchste Bauwerk Europas. Sie wurde 1893 u. a. als Forschungsstation für Höhenphysiologie, Alpin- und Höhenmedizin in den Walliser Alpen errichtet. Der Film greift die Geschichte und die aktuelle Entwicklung der höhenmedizinischen Forschung in der Margheritahütte auf.


Experteninterviews

Die Medizinprofessoren Oswald Oelz ([ Abb. 12 ]), erfolgreicher Bergsteiger und früher Bergpartner von Reinhold Messner, sowie Peter Bärtsch ([ Abb. 13 ]), international renommierter Höhenmediziner, begannen in den 1980er-Jahren aufwendige Studien zu den Höhenkrankheiten. Anekdotenreich berichten sie von 40 Jahren Forschung und stellen die Gefahren in der Höhe sowie deren Therapien dar.

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Abb. 12 Prof. Oswald Oelz – Höhenmediziner und Bergsteiger. [rerif]
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Abb. 13 Prof. Peter Bärtsch bei der Sichtung von Archivbildern. [rerif]

Gerlinde Kaltenbrunner ([ Abb. 14 ]), eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen der Welt, ergänzt die Berichte eindrucksvoll mit ihren Erfahrungen in sauerstoffarmer Atmosphäre.

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Abb. 14 Gerlinde Kaltenbrunner – eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen. [rerif]

Medizin-Doku trifft Bergfilm

Der wissenschaftlich fundierte Film über medizinische Aspekte der Höhenkrankheiten ist gleichzeitig ein visuell fesselnder, erzählerisch spannender Bergfilm, der das Thema durch persönliche Berichte und historisches Bildmaterial greifbar macht.

„Höhenrausch – Die Entwicklung der Höhenmedizin“ ([ Abb. 15 ]) wurde in der Originalversion weltweit auf Festivals gezeigt. Beim Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee gewann er den Preis des Deutschen Alpenvereins als bester Bergfilm in der Kategorie „Erlebnisraum Berg“. Beim Bolzano Film Festival Bozen wurde er für den Spezialpreis „Dolomiten UNESCO Welterbe“ nominiert. In Kooperationen mit dem Bayerischen Rundfunk und Arte wurden gekürzte Versionen ausgestrahlt, zuletzt in der Sonderreihe „Herausragende Bergfilme“ der Sendung „Bergauf-Bergab“.

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Abb. 15 Filmplakat Höhenrausch – die Entwicklung der Höhenmedizin.

Nicolai Niessen

FILM ANSEHEN
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Der Film ist in Deutschland jetzt erstmalig in der Originalversion (72 Min.) als Streamingversion erhältlich unter: www.berckwerk.eu

TERMINE

BExMed-Veranstaltungen

Kurs Lawinenmedizin und Kälteschäden 2026

21.–25.01.2026 in Nösslach, Gries am Brenner

Winterkurs Expeditionsmedizin für Alpinärzte 2026

12.–19.04.2026 im Wallis, Schweiz

Sommerkurs Expeditionsmedizin für Alpinärzte 2026

13.–20.06.2026 im Trentino, Italien

Alpinmedizin goes online 2026

  • 14. 01.2026, 19:30–20:30 Uhr, Der Traumatologische Kindernotfall am Berg, Dr. Tobias Reploh

  • 15.04.2026. 19:30–20:30 Uhr, Zahnmedizin, was Expeditionsärzte*innen wissen sollten Teil 1, Dr. Johannes Schmitt

  • 08.07.2026, 19:30–20:30 Uhr, Zahnmedizin, was Expeditionsärzte*innen wissen sollten Teil 2, Dr. Johannes Schmitt

  • 02.12.2026, 19:30–20:30 Uhr, Schwangerschaft und Bergsport, Dr. Noemi Welsch

Save the date! 30 Jahre BExMed – Jubiläumstagung

20.–22.11.2026 in Garmisch-Partenkirchen

Weitere Infos und Anmeldung: www.bexmed.de





Publication History

Article published online:
05 December 2025

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