Aktuelle Kardiologie 2025; 14(05): 360-365
DOI: 10.1055/a-2666-2782
Kurzübersicht

Vorhofflimmerndetektion mit Smartwatches: Wie sinnvoll ist das?

Atrial Fibrillation Detection With Smartwatches: How Useful is it?

Authors

  • Fabienne Kreimer

    1   Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland (Ringgold ID: RIN39069)
  • Felix K. Wegner

    1   Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland (Ringgold ID: RIN39069)
  • Julian Wolfes

    1   Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland (Ringgold ID: RIN39069)
  • Lars Eckardt

    1   Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland (Ringgold ID: RIN39069)
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Zusammenfassung

Vorhofflimmern (AF) ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung mit einer steigenden Prävalenz. Das frühzeitige Erkennen, besonders bei Hochrisikogruppen wie älteren Menschen oder Patienten mit einem Schlaganfall in der Vorgeschichte, ist für die Prävention thromboembolischer Ereignisse bedeutsam. Aktuell drängen tragbare Computertechnologien (sog. Wearables) wie Smartwatches auf den Gesundheitsmarkt, die teilweise auch Puls- und EKG-Daten aufzeichnen. Smartwatches nutzen dazu 2 Technologien: die Photoplethysmografie (PPG) zum nahezu kontinuierlichen Erkennen von Pulsunregelmäßigkeiten und optional je nach Hersteller ein 1-Kanal-EKG, das nicht automatisch registriert wird, sondern durch gezieltes Bedienen aufgezeichnet wird. Die aktuellen ESC-Leitlinien zum Management von Vorhofflimmern empfehlen ein gezieltes AF-Screening bei Personen ab 65 Jahren im Rahmen von Routinevorstellungen („Healthcare Contact“). Darüber sollte auch ein populationsbasiertes Screening für Personen ≥ 75 Jahre oder ≥ 65 Jahre mit kardiovaskulären Risikofaktoren erwogen werden, um AF ggf. früher detektieren zu können. In dieser Übersicht sollen die Empfehlungen und die zugrunde liegenden Daten kritisch diskutiert werden.

Abstract

Atrial fibrillation (AF) is the most common sustained cardiac arrhythmia with an increasing prevalence. Early detection, especially in high-risk groups such as the elderly or patients with a history of stroke, is important for the prevention of thromboembolic events. Wearable computer technologies such as smartwatches, including those that record pulse and ECG data, are currently entering the healthcare market. Smartwatches use two technologies – photoplethysmography (PPG) for the near-continuous detection of pulse irregularities and, depending on the manufacturer, an optional single-channel ECG, which is not recorded automatically but is recorded through targeted activation. The current ESC guidelines on the management of AF recommend targeted AF screening in people aged 65 and over as part of routine consultations (“healthcare contact”). In addition, population-based screening should also be considered for people aged over 75 or over 65 with cardiovascular risk factors in order to detect AF earlier if necessary. This review will critically discuss the recommendations and the underlying data.

Was ist wichtig?
  • Die aktuelle ESC-Leitlinie für Vorhofflimmern (AF) empfiehlt für Patienten ab 75 Jahren oder ab 65 Jahren mit zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktoren ein populationsbasiertes Screening auf AF (IIa-Empfehlung).

  • Erhöhte AF-Detektionsraten durch Wearables: Smartwatches nutzen Photoplethysmografie (PPG) und ggf. 1-Kanal-EKG zum Erkennen von AF. Studien zeigen, dass insbesondere bei Hochrisikopatienten die Detektionsraten steigen, jedoch bleibt die klinische Relevanz der entdeckten asymptomatischen Episoden umstritten.

  • Device-detektiertes AF und Antikoagulation: Studien wie LOOP, NOAH-AFNET-6 und ARTESiA belegen, dass subklinisches AF nicht automatisch eine Antikoagulation erfordert. Die Schlaganfallinzidenz ist bei Device-detektiertem AF niedriger als bei klinischem AF, während das Blutungsrisiko bei Antikoagulation erwartungsgemäß steigt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. Oktober 2025

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