Rofo 2008; 180(10): 878
DOI: 10.1055/s-0028-1085562
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Schulterluxationen - Quantifizierung glenoidaler Knochenverluste im CT möglich

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Publication Date:
02 October 2008 (online)

 

Knochenverluste an der Schultergelenkpfanne infolge von Schulterluxationen verringern die Kontaktfläche zum Oberarmkopf und erhöhen die Wahrscheinlichkeit weiterer Luxationen. Deshalb sind Möglichkeiten gefragt, glenoidale Knochenverluste in CT-Untersuchungen zu quantifizieren. J. E. Griffith et al. haben an einer größeren Patientengruppe die Prävalenz, das Spektrum und die Schwere dieser Knochenverluste untersucht. AJR 2008; 190: 1247–1254

Voraussetzung für den Einschluss in diese Studie war mindestens eine im konventionellen Röntgen festgestellte vordere Schulterluxation. Von den 218 Patienten (171 Männer, 47 Frauen, Durchschnittsalter: 31 Jahre) hatten 93 % (203) unilaterale und 7 % (15) bilaterale Luxationen. Ausgeschlossen waren Patienten mit vorheriger Knochenaugmentation. Insgesamt wurden 233 dislozierte Schultergelenke mittels CT untersucht, davon 70 % (163) Rezidive und 30 % (70) einmalige Luxationen. Da stets beide Schultern aufgenommen werden, stand jeweils die Schulter ohne Luxation als Referenz zur Verfügung. Zusätzlich wurde aus 56 Patienten eine Kontrollgruppe gebildet, die sich wegen anderer Indikationen einer CT-Untersuchung unterziehen mussten. Neben der glenoidalen Länge und Breite wurde, so vorhanden, die Länge einer geraden anterioren Pfannenkontur gemessen.

Knochenverluste an der Schultergelenkpfanne ergaben sich bei 145 (71 %) von 203 Patienten mit einseitig dislozierter Schulter. Davon waren 118 (86 %) der 137 Patienten mit wiederholter und 27 (41 %) von 66 Patienten mit einmaliger Luxation betroffen. Im Vergleich zur jeweiligen Referenzschulter nahm die glenoidale Breite um durchschnittlich 10,8 % ab, die absolute Reduktion betrug hierbei -3,03 mm. Häufigkeit und Ausmaß des Knochenverlustes waren bei Rezidiven größer (jeweils p = 0,001). Zwischen der Anzahl an Schulterluxationen und zunehmendem Knochenverlust bestand eine mäßige Korrelation und bei einigen Patienten mit nur einer oder wenigen Luxationen waren die Knochenverluste größer als bei denjenigen mit häufigen Dislokationen. Der kritische Wert für Knochenverlust betrug entsprechend der CART-Analyse (Classification and Regression Tree) 13,4 %. Bei 74 (51%) von 145 Studienteilnehmern erreichte der Knochenverlust £ 10 %, bei 54 (37 %) > 10 % und < 20 %, bei 8 (6 %) > 20 % und < 25 % sowie bei weiteren 9 Patienten > 25 %. Die Länge von geraden anterioren Pfannenkonturen korrelierte positiv mit der Verringerung der glenoidalen Breite. Bei höhergradigem Knochenverlust wurden konkave Pfannenkonturen festgestellt. Von den insgesamt 233 dislozierten Schultern wiesen 200 (86 %) Hill-Sachs-Läsionen auf. Die Beziehung von Knochenverlust und zunehmend schweren Hill-Sachs-Läsionen war schwach positiv korreliert.

In der CT-Arthrografie sind eine Hill-Sachs-Läsion in typischer Lokalisation posterolateral am Humeruskopf zu erkennen (a) und eine Bankart-Läsion am vorderen Labrum bei Innenrotation (b) (Bild: Prokop M/ Glanski M/ Schaefer-Prokop C et al (Hrsg). Ganzkörper-Computertomographie. Thieme 2007).

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