Einleitung: Nach unseren Beobachtungen und Erfahrungen in Ambulanz und Klinik werden sozialmedizinische
Aspekte von niedergelassenen Psychotherapeuten häufig zu wenig oder gar nicht berücksichtigt,
möglicherweise aus mangelnder Kenntnis der gesetzlichen und sozialversicherungsrechtlichen
Rahmenbedingungen. Hierdurch können sich zum Teil langwierige oder wenig erfolgreiche
Therapieverläufe ergeben, die durch stärkere Berücksichtigung dieser Aspekte vielleicht
vermieden werden könnten. Oder es wird durch die Ausblendung der beruflichen und finanziellen
Realität aus Diagnostik und Verlauf einem eventuell existenzbedrohenden Vermeidungsverhalten
des Patienten Vorschub geleistet. Methoden: Zugrunde gelegt wurden unsere über zwanzigjährigen Erfahrungen in stationärer Verhaltenstherapie
im Rahmen der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont sowie in ambulanter Verhaltenstherapie
im Rahmen der angegliederten Ausbildungsambulanz des Fortbildungsinstituts für Klinische
Verhaltenstherapie. Analysiert wurden die Daten aus der Basisdokumentation von über
25000 stationär behandelten Patienten sowie die Daten aus einer 2-Jahres-Katamnese.
Ergebnisse: Im einzelnen werden folgende Aspekte beleuchtet: Berufliche und sozialmedizinische
Aspekte als „aufrechterhaltende Faktoren“ Indikationsstellung für eine stationäre
Psychotherapie, kurz- und langfristige Veränderungen durch stationäre Psychotherapie,
Weiter-/Nachbehandlung nach stationärer Psychotherapie Diskussion/Schlussfolgerungen: Sozialmedizinische Aspekte können oft eine problemaufrechterhaltende Rolle spielen
oder auch „Veränderungsblockaden“ in der Therapie darstellen. Durch eine rechtzeitige
Indikationsstellung für eine stationäre Psychotherapie lassen sich hier mögliche Schwierigkeiten
vermeiden. Aber auch nach einer stationären Behandlung ist es wichtig, die sozialen
und beruflichen Probleme des Patienten zu berücksichtigen und entsprechende Nachsorgemöglichkeiten
bzw. ambulante Weiterbehandlungsmöglichkeiten zu planen.
Literatur:
[1] Borgart EJ, Okon E, Meermann R. Sozialmedizinische Aspekte im Rahmen ambulanter
Fachpsychotherapie. Forum Psychotherapeutische Praxis 2007; 7 (1): 29–36