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DOI: 10.1055/s-0028-1087073
Sturzanalyse in einer orthopädischen Rehaklinik mit hohem AHB-Anteil
Einleitung: Stürze im Alter sind meist multifaktorieller Genese, man unterscheidet zwischen synkopalen und lokomotorischen Stürzen, und bei letzteren zwischen extrinsischen durch Umgebungsfaktoren verursachte und intrinsischen, wo die Ursachen beim Patienten liegen. Man schätzt dass jeder dritte Ältere im Jahr einmal einen Sturz erleidet und 5% sich dabei eine Fraktur zuziehen. In der vorliegenden Studie werden Stürze von Patienten einer Rehaklinik mit hohem Anteil postoperativer Anschlussheilbehandlungen untersucht, die in ihrer motorischen Leistungsfähigkeit besonders beeinträchtigt sind und ein deutlich erhöhtes Risikopotential aufweisen.
Diagnose und Sturzrisiko: Von 2954 Patienten die im Jahre 2007 in der Rehaklinik im Rahmen einer AHB oder eines Heilverfahrens stationär behandelt wurden, erlitten 67 einen Sturz Es handelte sich dabei um 51 Frauen und 16Männer mit einem Durchschnittsalter von 72,9 Jahren und einem mittleren Barthelindex von 72,6. Diagnosebezogen zeigte sich, dass Patienten mit Hüftendoprothesen mit 25 Stürzen am meisten betroffen waren, gefolgt von Patienten mit Knieendoprothesen (22), Ostosynthesen (5) und Wirbelsäulenoperationen (13). Berücksichtigt man außerdem die im Untersuchungszeitraum aufgetretenen (hier nicht aufgeführten) 14Hüft-Tep-Luxationen als Beinahestürze, so ergibt sich bei Hüftendoprothesenpatienten vor allem bei zementlosen Implantaten ein deutlich höheres Sturzrisiko als bei den übrigen Diagnosegruppen.
Sturzort, Sturzursache und Verletzungsfolge: Die meisten Stürze – annähernd 60% – ereigneten sich in den Zimmern der Patienten, beim Aufstehen aus dem Bett oder im Bad, auf Fluren oder Wegen der Klinik waren es 22%, im Rahmen der Therapieanwendungen lediglich 16%. Über 90% aller Stürze waren lokomotorisch bedingt. Bei den lokomotorisch-internen standen vor allem mechanische Ursachen wie Einsinken des Implantates, Luxation und schmerzbedingter Verlust der muskulären Kontrolle im Vordergrund, bei den lokomotorisch-externen waren Stolpern über eine Stufe oder ein anderes Hindernis die Sturzursache. In nur 7,5% trat der Sturz als Folge eines synkopalen Geschehens auf.
Sturz und Verletzungsfolge: Die häufigste Verletzung in Folge des Sturzes war mit 32 Fällen eine Prellung, in 14 Fällen war bei offener Wunde eine Wundversorgung erforderlich, 8 Stürze blieben ohne Verletzungsfolgen. Frakturen traten in 9 Fällen auf, 4-mal kam es zur Luxation einer Hüftendoprothese. Bei all diesen Fällen musste die Anschlussheilbehandlung abgebrochen werden.
Zusammenfassung und Diskussion: Das Sturzrisiko von Reha-Patienten in einer Orthopädischen Rehaklinik entspricht in etwa dem für die entsprechende Altersgruppe im allgemeinen angegebenen Risiko, allerdings mit einem höheren Anteil von schwerwiegenden Verletzungsfolgen wie Frakturen und Luxationen. Die weitaus meisten Stürze ereignen sich in den Patientenzimmern, über 90% aller Stürze sind auf lokomotorische Ursachen zurückzuführen.
Als besondere Risikogruppe können Patienten mit zementlosen Hüftendoprothesen identifiziert werden, bei implantatbedingte Sturzursachen nachgewiesen werden konnten, das Sturzrisikopotential ist für diese Gruppe noch höher zu veranschlagen, wenn man die während des Beobachtungszeitraums aufgetretenen HüftTep-Luxationen in die Risikoabwägung mit einbezieht.