Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_225
DOI: 10.1055/s-0028-1088461

Effektivität einer Koordinationsstelle für Kinderpalliativmedizin: die Meinung der Helfer

R Vollenbroich 1, A Duroux 1, M Brandstätter 2, GD Borasio 1, 2, M Führer 1, 3
  • 1Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin am Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 3Dr. von Haunersches Kinderspital, München

Fragestellung: Die Palliativphase von Kindern stellt oft eine komplexe Versorgungssituation und eine große Herausforderung für alle beteiligten Helfer dar. Aufgabe der Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin (KKiP) am Klinikum der Universität München ist es, durch gezielte Koordination die Nutzung der zur Verfügung stehenden multiprofessionellen Ressourcen zu verbessern. Ziel der Studie war es, die Beurteilung der Effektivität der Koordination durch die multiprofessionellen Helfer zu erfassen. Methoden: In einer Vorbefragung wurden zunächst Bereiche eruiert, die in der Kinderpalliativmedizin als besonders versorgungsrelevant erlebt werden. Daraus wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem die palliative Versorgungssituation der Kinder vor und nach Einbeziehung der KKiP mittels numerischer Analogskalen (0–10) bewertet werden konnte. Der Fragebogen wurde an professionelle Helfer versendet (Ärzte, Pflegende, Sozialpädagogen, Psychologen, Seelsorger, Physiotherapeuten u.a.; N=105), die mindestens einmal an der Palliativversorgung eines durch die KKiP betreuten Kindes beteiligt waren. Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 83% (N=87; davon 51% Ärzte, 28% Pflegende, 22% übrige Berufsgruppen). Sämtliche erfragten Bereiche verbesserten sich nach Einbeziehung der KKiP signifikant (p<0,001): die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten (Median:5 vs. Median 7), mit Klinikärzten (6 vs. 8) und mit der Pflege (7,5 vs. 8) wie auch die Kommunikation im multiprofessionellen Betreuungsteam (6 vs. 8), die Zusammenarbeit/Vernetzung mit externen Betreuungsangeboten (5 vs. 8), die Finanzierung durch die Kostenträger (5 vs. 7) und die Begleitung der gesamten Familie (6 vs. 8). 35% der Befragten fühlen sich eher unsicher in der kinderpalliativmedizinischen Therapie und Symptomkontrolle und 30% bei ethisch/rechtlichen Fragen. Mangelnde psychosoziale Unterstützung (z.B. durch Supervisionen) geben 40% der Befragten an. Es besteht ein hoher Wunsch an Fortbildungsmöglichkeiten (79%). Schlussfolgerungen: Die Einbeziehung der KKiP wird aus multiprofessioneller Sicht als eine erhebliche Verbesserung der Versorgungssituation sterbender Kinder erlebt. Neben der Hilfe für das Kind und der Entlastung der Familie steht hier die Verbesserung der Kooperation zwischen den beteiligten Professionen im Mittelpunkt. Das Angebot an weiteren Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich Kinderpalliativmedizin könnte in Zukunft der erkennbaren Unsicherheit auf diesem Gebiet entgegenwirken.