Zeitschrift für Palliativmedizin 2008; 9 - PW_241
DOI: 10.1055/s-0028-1088477

Langzeitverlauf von Atemnot bei Patienten mit COPD oder einer Tumorerkrankung

C Bausewein 1, R Kühnbach 2, B Haberland 2, IJ Higginson 1
  • 1King's College London, Department of Palliative Care & Policy, London, Großbritannien
  • 2Klinikum der Universität München, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, München

Hintergrund: Atemnot ist ein häufiges und belastendes Symptom bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Erkrankung. Die meisten Informationen über Symptome kommen von Querschnittsstudien, da Langzeitstudien bei Palliativpatienten schwer durchzuführen sind. Wenig ist bekannt über den Langzeitverlauf von Atemnot zum Lebensende hin. Fragestellung: Beschreibung und Analyse des Langzeiterlaufs von Atemnot und der Symptombelastung von Patienten mit schwerer COPD oder fortgeschrittener Tumorerkrankung. Methode: Langzeitstudie von Patienten mit Atemnot aufgrund einer COPD Stadium III/IV oder einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung. Monatliche Datensammlung mittels postalisch zugesendeter Fragebögen (modifizierte Borg Skala, Memorial Symptom Assessment Scale (MSAS-SF), Palliative Care Outcome Scale (POS), Hospital and Anxiety Depression Scale (HADS)). Die Daten werden von Studieneintritt vorwärts und bei verstorbenen Patienten vom Todeszeitpunkt rückwärts analysiert. Für die Gesamtgruppe werden Durchschnittswerte der Atemnot- und Symptomscores verwendet. Die individuellen Verläufe werden mittels visueller graphischer Analyse ausgewertet. Ergebnisse: Zwischen Juni 2006 and Mai 2007 wurden 60 COPD und 49 Tumorpatienten rekrutiert und über sechs Monate oder bis zum ihrem Tod beobachtet. 6/60 COPD- und 30/49 Tumorpatienten verstarben während der Datensammlung, 20/60 COPD- und 7/49 Tumorpatienten schieden aus der Studie aus aufgrund körperlicher Verschlechterung oder Studienmüdigkeit. Der Verlauf von Atemnot ab Studieneintritt zeigte bei COPD-Patienten vier verschiedene Muster: stabile Atemnot, geringe Fluktuation, stärkere Fluktuation oder Anstieg der Atemnot über die Zeit. Bei Tumorpatienten waren die Muster: stabile Atemnot, Anstieg der Atemnot oder Fluktuation. Der Verlauf der Atemnot vom Todeszeitpunkt aus gesehen wird beim Kongress präsentiert. Schlussfolgerung: Die Durchführung von Langzeitstudien stellt eine Herausforderung dar, da Tumorpatienten aufgrund einer kurzen Prognose rasch versterben, während COPD-Patienten einen chronischen Krankheitsverlauf haben und eher wegen Studienmüdigkeit aus einer Studie ausscheiden. Diese Studie hilft, die Entwicklung von Atemnot im Verlauf besser zu verstehen. Der Verlauf von Symptomen bildet die Erfahrungen von Patienten besser ab als der Verlauf einer Erkrankung allein. Dieses Verständnis wird helfen, Angebote für Patienten mit Atemnot besser auf ihre Bedürfnisse abzustimmen.