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DOI: 10.1055/s-0028-1088554
Sektorenübergreifendes Palliativprojekt an der Klinik Mühldorf a. Inn
Fragestellung: In einer zweijährigen Projektphase (2006–2007) sollten Effizienz und Effektivität eines multiprofessionellen Palliativteams mit sektorenübergreifender Struktur im ländlich strukturierten Landkreis Mühldorf nachgewiesen werden. Der 3 Jahre bestehende Palliativberatungsdienst des Hospizvereins sollte mit der neu gegründeten Palliativeinheit an der Kreisklinik in eine gemeinsame Organisationsstruktur zusammengeführt werden. Organisationsstruktur: In unserer 260-Betten-Klinik der Grundversorgung übernimmt das stationäre Palliativteam (0,8 + 0,3 Palliativmediziner, 0,6 Palliativfachkraft, 0,3 PC-Soz.Päd., 0,3 Seelsorger) Beratung und ärztliche Vollbetreuung in der Palliativeinheit mit 2 Betten und 4 dezentralen Betten. Alle Mitarbeiter dürfen Hausbesuche durchführen. Das ambulante Team (0,3 Arzt, 3×0,5 + 3×0,15 PC-Fachkräfte) erbringt spezialisierte ambulante Palliativbetreuung (Beratung, Koordination, Betreuung in Krisen). Durch gemeinsame Team- und Fallbesprechungen sind die Patienten sektorenübergreifend bekannt. 24-h-Rufbereitschaft und Individualbetreuung durch Pflegekräfte und Hospizbegleiter stellen Betreuungsqualität sicher. Enge Kooperation besteht mit dem Hospizteam. Resultate: Von 423 Patienten wurden 2007 133 in der Klinik voll ärztlich betreut, 189 konsiliarisch beraten, 268 Patienten wurden ambulant betreut, davon 92 im Pflegeheim. Die Diagnosen der stationären Patienten waren: 69% onkologisch (O), 20% internistisch (I), 11% neurologisch (N); der ambulanten Patienten: 64% (O), 21% (I), 13% (N), der Patienten in Pflegeheimen: 35% (O), 32% (I), 31% (N). In der Klinik betrug die Liegedauer 6 Tage. Die Sterbequote von 73% wird zur Hälfte von Patienten mit einer Liegedauer <3 Tage bestimmt (davon 50% nichtonkologischen Diagnosen). Die ambulanten Patienten wurden durchschnittlich 30 Tage betreut, 79% starben in ihrem Zuhause. In einer Befragung (Rücklaufquote 40%) waren 84% der Hausärzte sehr zufrieden über die Unterstützung durch das Palliativteam. Stationär wurde eine Finanzierungslücke von 70.000 € (ca. 25%) durch Spenden ausgeglichen. Ambulant wurden 115.000 € (60%) durch Spenden finanziert. Schlussfolgerung: Im Landkreis Mühldorf kann durch das sektorenübergreifende Team eine Vollversorgung aller Bürger mit palliativmedizinischem Betreuungsbedarf effektiv und effizient erbracht werden. Unsicherheiten von Ärzten und Pflegenden in der allgemeinen Palliativversorgung können durch das spezialisierte Team kompensiert werden.