NOTARZT 2009; 25(5): 155-159
DOI: 10.1055/s-0028-1090112
Originalia

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Häusliche Gewalt gegen Kinder[1]

Domestic Violence to ChildrenT.  Tatschner1
  • 1Institut für Rechtsmedizin, Julius-Maximilians-Universität, Würzburg
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Publication Date:
13 October 2009 (online)

Zusammenfassung

Die hohe Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten gegen Kinder basiert nicht zuletzt auf der sorgfältigen körperlichen Untersuchung durch den erstuntersuchenden Arzt. Dieser muss bei kindlichen Verletzungen und bei unklarer Bewusstlosigkeit daran denken, dass eine Misshandlung zugrunde liegen kann. Anamnestische Angaben der Eltern bzw. der Bezugspersonen zur Ursache von Verletzungen sollten nicht kritiklos übernommen werden; bei Widersprüchen erweist sich ein offenes Gespräch als sinnvoll. Die Diagnose der Kindesmisshandlung erschließt sich stets aus einer interdisziplinären Gesamtschau der erhobenen Befunde, wobei unterschiedliches Verletzungsalter und sturzuntypisches Verteilungsmuster der Verletzungen als wegweisend gelten. Obgleich eine gesetzliche Meldepflicht nicht besteht, sollte zum Wohle der kindlichen Patienten bei begründetem Verdacht auf eine Misshandlung entweder die Ermittlungsbehörde oder eine Hilfeeinrichtung wie das Jugendamt involviert werden.

Abstract

The considerable detection rate of violent offence against children often rests on evidence discovered by emergency physician. In cases with injuries or coma with unknown cause you have to think of child maltreatment. A critical examination of the anamnestic informations told by the parents must be performed. The diagnosis of child maltreatment results from interdisciplinary assessment of injury pattern, different age and typical localization of the injuries are leading. Although there's no legal obligation to inform substantiated suspicion of maltreatment forms the statutory framework to give occasion for police investigations.

1 Erstveröffentlichung des Beitrags in der Intensiv- und Notfallbehandlung 2008; 33: 36–42. © Dustri-Verlag, Dr. Karl Feistle, Deisenhofen-Oberhaching.

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1 Erstveröffentlichung des Beitrags in der Intensiv- und Notfallbehandlung 2008; 33: 36–42. © Dustri-Verlag, Dr. Karl Feistle, Deisenhofen-Oberhaching.

Dr. med. T. Tatschner

Institut für Rechtsmedizin, Julius-Maximilians-Universität

Versbacher Straße 3

97078 Würzburg

Email: thomas.tatschner@mail.uni-wuerzburg.de

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