PiD - Psychotherapie im Dialog 2009; 10(1): 75-78
DOI: 10.1055/s-0028-1090197
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Internetressourcen zur Intersexualität

Christiane  Eichenberg, Karin  Abitz
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Publication Date:
13 March 2009 (online)

Der Begriff Intersexualität (engl. Disorders of Sex Development [DSD]) umfasst zweierlei: Zum einen werden Menschen als intersexuell bezeichnet („Hermaphroditen”), die mit den sogenannten uneindeutigen primären Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, d. h. bei denen nicht alle geschlechtsdeterminierenden und geschlechtsdifferenzierenden Merkmale des Körpers (z. B. Chromosomen, Gonaden, innere und äußere Genitalien etc.) eindeutig nur dem weiblichen oder männlichen Geschlecht entsprechen. Intersexualität ist mit einer Prävalenz von 2 von 10 000 Geburten sehr selten (Brinkmann et al. 2007). Zum anderen wird er auch auf Personen angewendet, deren Geschlechtsentwicklung zu einem Zeitpunkt im Leben anders verläuft als gesellschaftlich erwartet wird, d. h. angesprochen werden hier Störungen der Geschlechtsentwicklung.

Unter dem Begriff Intersexualität, der heute aufgrund seiner mangelnden Trennschärfe zur Transsexualität als veraltet gilt und daher durch die Bezeichnung DSD zunehmend ersetzt wird, sind verschiedene Syndrome zusammengefasst. Einige Beispiele: Das androgenitale Syndrom (AGS, Häufigkeit: 1 : 3 500) beruht auf einem erblichen Defekt, bei dem aufgrund eines Enzymmangels vermehrt männliche Sexualhormone in der Nebennierenrinde gebildet werden. Bei dem Androgen-Intensivitätssyndrom (AIS, Häufigkeit: 1 : 15 000) ist der Chromosomensatz männlich, es fehlen jedoch die Rezeptoren für die männlichen Sexualhormone oder sie können nicht oder nur eingeschränkt wirken. Zwei Erscheinungsformen werden unterschieden: Beim Partial Androgen Insensitivity Syndrom (PAIS) ist das Erscheinungsbild meistens vermännlicht, wo hingegen beim CAIS (Complete Androgen Intensitivity Syndrome) das Erscheinungsbild sehr weiblich ist. Die Intersexualität wird hier meist während der Pubertät entdeckt. Noch sehr viel seltener ist das sogenannte Swyer-Syndrom (Häufigkeit: 1 : 30 000) (ausführlich zu den verschiedenen Formen der Intersexualität siehe z. B. Schmidt-Matthiesen Wallwiener 2005).

Aufgrund der geringen Prävalenzraten findet sich im Internet eine überschaubare Fülle an Informationsseiten. Dennoch erhalten sowohl Fachleute wie Betroffene ausreichend und qualitativ hochwertige Ressourcen und Netzwerke, um sich als Arzt oder Psychologin über die verschiedenen Formen der Intersexualität, Behandlungsmöglichkeiten und den aktuellen Forschungsstand zu informieren und um sich als Betroffener mit anderen virtuell vernetzen zu können.

Literatur

  • 1 Brinkmann L, Schweizer K, Richter-Appelt H. Behandlungserfahrungen von Menschen mit Intersexualität. Ergebnisse der Hamburger Intersex-Studie.  Gynäkologische Endokrinologie. 2007;  5 (4) 235-242
  • 2 Richter-Appelt H. Intersexualität im Wandel.  Zeitschrift für Sexualforschung. 2007;  2 93-98
  • 3 Schmidt-Matthiesen H, Wallwiener D. Gynäkologie und Geburtshilfe. Lehrbuch für Studium und Praxis. Stuttgart; Schattauer 2005
  • 4 Schweizer K, Brinkmann L, Richter-Appelt H. Zum Problem der männlichen Geschlechtszuweisung bei XX-chromosomalen Personen mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS).  Zeitschrift für Sexualforschung. 2007;  2 145-161

Dr. Christiane Eichenberg, Dipl.-Psych.
Karin Abitz

Institut für Klinische Psychologie und Psychologische Diagnostik, Universität zu Köln

Höninger Weg 115

50969 Köln

Email: eichenberg@uni-koeln.de

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