Pharmacopsychiatry 1968; 1(1): 45-54
DOI: 10.1055/s-0028-1094207
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Disposition zur neuroleptischen Schwelle

H.-J. Haase, R. Kapplinghaus, P. Ball, P. Keitel, C. D. Koch, D. Mattke, G. Nöcker, R. Ritter, M. Schönbeck, M. Zahn, C. F. Zschucke
  • Psychiatrische Klinik der Universität Düsseldorf, Rheinisches Landeskrankenhaus Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. C. Kulenkampff)
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Der vorliegenden Arbeit war die exakte Bestimmung der neuroleptischen Schwellenwertdosis (NSD) nach dem von Haase angegebenen graphometrischen Verfahren durch einschleichende Dosierung bei den untersuchten Fällen vorausgegangen. Als NSD wurde die Medikamentendosis verstanden, welche eine extrapyramidale, feinmotorische, in der Handschrift erkennbare Hypokinese auslöste. Es war möglich, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Stärke der neuroleptischen Potenz der 8 verwendeten Neuroleptika eine Äquivalenzzahl zu ermitteln. Hiervon ausgehend wurde an einem Gesamtmaterial von 100 schizophrenen Kranken (81 Frauen, 19 Männer) die Abhängigkeit der neuroleptischen Schwellenwertdosis von einer Reihe leicht bestimmbarer, konstitutionell-biologischer Faktoren untersucht und statistisch ausgewertet. Die Untersuchungsreihe umfaßte Patienten im Alter bis zu 60 Jahren, bei denen kein Anhalt für das Vorliegen eines Hirnschadens gegeben war.

Es ließ sich ein auffälliges, jedoch statistisch nicht signifikantes, gemeinsames Zusammentreffen der Höhe der neuroleptischen Schwellendosis mit folgenden Faktoren feststellen: Konstitution, Dysplastik und Alkoholtoleranz. Keines oder ein nicht wertbares, geringes Zusammentreffen ergab sich bei Geschlecht, Gewicht, Alter, Plastik und Insulintoleranz.

Eindeutige, für Therapie und Diagnostik eventuell nutzbar zu machende Feststellungen bezüglich der Dispositionsabhängigkeit der NSD waren somit bei der vorliegenden Untersuchungsreihe nicht zu treffen. Wegen der kleinen Zahl des Patientengutes wäre jedoch eine weitere Objektivierung durch Untersuchung einer größeren Anzahl Patienten wünschenswert.

Damit ist u. E. bisher zur Voraussage der notwendigen neuroleptischen Dosierung eine ähnliche Situation gegeben, wie bei der Frage der Dosierung von Insulin bei der Komabehandlung und von Stromstärke und Stromanwendungsdauer bei der Elektrokrampfbehandlung.

Summary

The article is based on experiments for the precise determination of neuroleptic threshold doses (NTD), in which continually increased dosages were registered according to Haase's graphometric method. The NTD is reached when a certain amount of medication induces an extrapyramidal, fine motor hypokinesis which is noticeable in the patient's handwriting. Taking into consideration the varying neuroleptic strength of the eight neuroleptics used, we established an equivalency table. Using this table as a starting point we were able to examine and evaluate statistically which of a series of easily determined constitutional factors determined the NTD. Experiments were performed with 100 schizophrenic patients (81 women; 19 men).

A noticeable, but statistically insignificant concurrence in the neuroleptic threshold dose was determined by the following factors: Constitution, dysplasia and alcohol tolerance. There was no concurrence of any significance in such factors as sex, weight, age, somatic Constitution and insulin tolerance.

We could not determine any factors on which the NTD depended that could be of any therapeutic or diagnostic value. Because of the small number of patients examined, further objectivation by means of studies of a larger number of patients is desirable.

When it comes to predicting the necessary neuroleptic dosage we are at present in a position similar to that existing with the problems of insulin dosage in coma therapy and administration of electric current in ECT.

    >