Die Bedeutung standardisierter Beurteilungsskalen in der psychiatrischen Diagnostik – dargestellt am Beispiel eines Therapieversuchs mit Desmethyl-Loxapin

Zusammenfassung

Angesichts der besonderen Problemlage psychiatrischer Klassifikation werden die Vor- und Nachteile standardisierter Beurteilungsskalen diskutiert mit dem Ergebnis, daß diese Instrumente aufgrund ihrer Zuverlässigkeit in der Informationsübermittlung und der Eröffnung durch quantifizierender Möglichkeiten in der Syndromforschung z.Zt. unersetzlich sind. Anhand eines psychopharmakologischen Untersuchungsbeispiels wird die Arbeitsweise von 4, zum größten Teil heute im deutschen Sprachraum noch ungebräuchlichen Beurteilungsskalen demonstriert, nämlich

1. der Hamilton-Psychiatric-Rating-Scale for Depression,

2. der Wittenborn-Psychiatric-Rating-Scale,

3. des Structured Clinical Interview (Burdock und Hardesty) und

4. der Befindlichkeitsskala (v. Zerssen).

In einer Behandlungszeit zwischen 3 und 4 Wochen wurde das Desmethyl-Loxapine mit der Versuchsnummer CL 67.772 als Antidepressivum der Firma Lederle an 16 Patientinnen mit unterschiedlicher depressiver Syndromatik im offenen Versuch erprobt. Die als positiv zu bezeichnenden Behandlungseffekte werden im intra-individuellen Vor-/Nachbehandlungsvergleich hinsichtlich der verschiedenen Erfassungsakzente der einzelnen Skalen dargestellt und diskutiert. Aus dem guten Therapieerfolg läßt sich vor allem eine ausgeprägte anxiolytische Wirkung von Desmethyl-Loxapine ablesen. Alle durchgeführten klinischen und labortechnischen Untersuchungen weisen auf eine sehr gute Verträglichkeit des Präparates hin. Deutsche Bearbeitungen standardisierter Beurteilungsskalen erscheinen dringend angezeigt.

Summary

Taking into account the particular problems of psychiatric classification the advantages and disadvantages of standardised rating scalces are discussed. The authors come to the conclusion that these instruments at present are irreplaceable in psychopathological research because of their reliability in transmitting information and the possibility of quantifying psychopathological syndromes. The use of four rating scales which are little known yet within German speaking countries is demonstrated by means of a psychopharmacological investigation on the clinical effects of Desmethyl-Loxapine.

These rating scales are:

1. the Hamilton-Psychiatric-Rating-Scale for Depression

2. the Wittenborn-Psychiatric-Rating-Scale

3. the Structured Clinical Interview (Burdock and Hardesty) and

4. the Befindlichkeits-Skala (Condition-Scale).

Desmethyl-Loxapine was given in an open study as an antidepressant to 16 patients with different depressive syndromes. The results of treatment which lasted 3 to 4 weeks are discussed.

The good therapeutic efficacy of Desmethyl-Loxapine was mainly due to its marked anxiolytic effect. All accomplished clinical examinations showed an excellent tolerance of this drug.