Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18 - V7
DOI: 10.1055/s-0028-1096297

Laudatio für Prof. Dr. Jantsch

V Fialka-Moser 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien

Ergebnis: Prof. Dr. Jantsch wurde am 15.11.1918 in Wien geboren. Er maturierte in Graz mit Auszeichnung, absolvierte den Militärdienst. 1941 – 1947 studierte er an der Universität Wien. Seit seinem 8. Semester hospitierte er an der Abteilung für Physikalische Medizin unter Leitung von Prof. Dr. Josef Kowarschik. Ungefähr 1 Jahr nach der Promotion wurde er Assistent dieser Abteilung, die der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien, Vorstand Prof. Dr. Leopold Schönbauer, angeschlossen war.

Die wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich mit der Niederfrequenzdiagnostik, der Therapie arterieller Durchblutungsstörungen und der elektrischen Beatmung. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelang ihm der Nachweis der elektiven Erregbarkeit der glatten Muskulatur durch Exponentialströme. Gemeinsam mit der Firma Schuhfried führte er die Multivibratorschaltung mit Anstiegsregelung ein, welche derzeit in den meisten modernen Niederfrequenzgeräten Verwendung findet. In der Elektrodiagnostik lenkte Herr Prof. Dr. Jantsch die Aufmerksamkeit auf die Intensitätsreizzeitkurven und gab die Intensitätsanstiegsdauerkurven an. Mit deren Hilfe war es möglich den Verlauf von partiellen Entartungsreaktionen nach Nervenverletzungen und spinalen Erkrankungen exakt zu verfolgen. Zur Diagnostik der artiellen Durchblutungsstörungen führte er die Rheosphygmographie ein. In Kooperation mit dem Chirurgen Prof. Dr. Nückel glückte die erste längere erfolgreiche elektrische Beatmung und eine Kombination von Intubationsbeatmung und elektrischer Beatmung. Besonderes Interesse brachte er schon als Assistenzarzt den Fragen der Rehabilitation entgegen.

Aus Altersgründen zog sich Prof. Dr. Kowarschik allmählich von der Leitung des Institutes zurück, das er aber noch weit über das achtzigste Lebensjahr hinaus täglich besuchte. Allmählich glitt die Leitung des Institutes in die Hände seines Schülers Dr. Hans Jantsch, der sich 1959 als erster in Wien für das Fach Physikalische Medizin habilitieren konnte. Die Schulleitung für Physiotherapie wurde Prof. Dr. Jantsch 1962 anvertraut, nachdem die Gemeinde Wien die Schule, die bisher als Privatbetrieb geführt worden war, übernommen hatte. 1971 kam eine von einem privaten Kuratorium gesponserte Schule für Beschäftigungs- und Arbeitstherapie hinzu.

Die Abspaltung des Institutes, das im siebenten Hof des Allgemeinen Krankenhauses untergebracht war, von der I. Chirurgischen Universitätsklinik vollzog sich allmählich.

1971 erhielt Prof. Dr. Jantsch den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors. Wenig später bedeutete dies, daß das Institut nicht nur de nomine, sondern auch de jure eine fast selbständige Abteilung wurde. 1976 wurde es schließlich zum selbständigen Universitätsinstitut. Es gelangen einige räumliche Erweiterungen. Insbesonders konnten relativ großzügige Räume für die Diagnostik auf dem Gebiete der peripheren Durchblutungsstörungen und der peripheren Lähmungen gewonnen werden.

Inzwischen war auch bereits das neue Schulgebäude in Betrieb genommen worden und hatte sowohl der Physikalischen Therapie als auch der Arbeits- und Beschäftigungstherapie Entwicklungsmöglichkeiten geboten.

Bereits Ende der Fünfzigerjahre hatte Prof. Dr. Riethmüller in Tübingen den Auftrag ein Raum- und Funktionsprogramm für das neue Wiener Allgemeine Krankenhaus zu entwerfen. Im Auftrag von Herrn Prof. Dr. Schönbauer, der damals auch Ärztlicher Direktor des Allgemeinen Krankenhauses war, kontaktierte Herr Prof. Dr. Jantsch Herrn Prof. Dr. Riethmüller. Es wurde der Vorschlag erarbeitet, ein großes Zentralinstitut für Physikalische Medizin zu errichten. Die Wiener Medizinische Fakultät stimmte diesem Vorschlag zu, allerdings zunächst mit Vorbehalten, was die Verwendung des Wortes Rehabilitation betrifft. Dieses kam mit der Übersiedlung in das Neue AKH hinzu.

1990 ging Herr Prof. Dr. Jantsch in Pension. Mit der Pensionierung von Herrn Prof. Dr. Jantsch verlor die Physikalische Medizin einen großen Humanisten, der sich für seine Patienten bis zu seiner Emeritierung engagierte. Er verordnete nur Maßnahmen, die er auch selber hätte applizieren können. Die Mobilisation auch von schwerkranken Patienten führte er selbst durch. Für die Physikalische Medizin und Rehabilitation war Herr Prof. Dr. Jantsch ein Pionier, der einen Baustein für die Übersiedlung in das neue AKH legte und damit auch die Basis für eine sprunghafte Entwicklung der PMR begründete.