Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18 - V19
DOI: 10.1055/s-0028-1096309

Gesellschaftstanz und posturale Stabilität

C Mittermaier 1, S Li 1, V Fialka-Moser 1
  • 1Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien

Fragestellung: Die Erhaltung des Körpergleichgewichtes ist eine wesentliche sensorische und motorische Leistung und wichtig für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben. Eine beeinträchtigte posturale Stabilität ist ein Risikofaktor für Stürze und Sturz-assoziierte Verletzungen. Regelmäßiger Gesellschaftstanz könnte die Koordinations- und die Gleichgewichtsfähigkeit verbessern.

Das Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen Tanzgewohnheiten und posturaler Stabilität bei Gesunden zu untersuchen.

Methodik: Es wurden 85 gesunde Erwachsene (53 Frauen, 32 Männer, mittleres Alter 33 Jahre, Altersbereich 18 – 79 Jahre) in diese Erhebung eingeschlossen.

Die posturale Stabilität wurde mittels modifiziertem Sensory Organization Test (mSOT; Pro Balance Master System, Neurocom Inc., Clackamas, USA) ermittelt. Dieser Test beinhaltet vier verschiedene Subtests (Stehen auf stabiler oder mobiler Kraftmessplatte, jeweils mit offenen oder geschlossenen Augen). Die Subtests dauern jeweils 20 Sekunden und werden dreimal wiederholt. Die Probanden sind dabei durch ein Gurtsystem geschützt.

Die Probanden wurden nach der posturographischen Messung in Nicht-Tänzer und Tänzer [d.h. Personen, die regelmäßig Gesellschaftstanz betreiben (= mindestens 2x/Monat)] unterteilt. Die Daten wurden mittels Mann-Whitney U Test verglichen.

Ergebnis: Die Daten werden als Median (25 %, 75 %) dargestellt.

Es zeigte sich im Gesamtscore des mSOT ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den zwei Gruppen zu Gunsten der Tänzer (Nicht-Tänzer 82 (77,75; 86); Tänzer 86 (83; 88), p = 0,002). In den Subtests 1 und 2 ergaben sich keine signifikante Differenzen. In den Subtests 4 (Nicht-Tänzer 87,33; Tänzer 90,67, p < 0,001) und 5 (69,83 vs. 75, p < 0,02) zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede zwischen den zwei Gruppen.

Diskussion: Tänzer erweisen sich im posturographischen Vergleich mit Nicht-Tänzern als stabiler in den komplexeren Tests (Stehen auf einer mobilen Kraftmessplatte). Es könnte sich daher die Einbeziehung von Tanzeinheiten in Gleichgewichtstrainingsprogramme als nützlich erweisen.