Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18 - P1
DOI: 10.1055/s-0028-1096312

Wirksamkeit und Kosteneffektivität eines ambulanten multimodalen Rehabilitationsprogramms für Patienten mit chronischem Kreuzschmerzen

W Habelsberger 1, C Grunt-Göschl 1
  • 1Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, KH der Elisabethinen, Linz

Fragestellung: Rund eine Million Österreicher im Alter von 15 und mehr Jahren leidet an chronisch rezidivierenden Kreuzschmerzen. Der Großteil der verursachten direkten und indirekten Krankheitskosten ist der Patientengruppe mit chronischen Kreuzschmerzen zuzuordnen. Der Frage nach Wirksamkeit und Ökonomie verfügbarer Rehabilitationsmaßnahmen kommt daher eine besondere Priorität zu.

Im Rahmen dieser Studie wurde eine retrospektive Untersuchung verschiedener subjektiver Parameter (Schmerz, Depressivität, Befinden, Schmerzbeeinträchtigung), der return to work Rate (Arbeitsfähigkeit, Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeitspensionierung) und der direkten Gesundheitskosten vor und nach Teilnahme an einem ambulanten Rehabilitationsprogramm von Patienten von mit chronischen Kreuzschmerzen durchgeführt.

Methodik: 43 Patienten (22 ♂ , 21 ♀, Altersmedian 43,0 Jahre) mit unspezifischen chronischen Kreuzschmerzen und einer schmerzbedingten Krankenstandsdauer von > 3 Monate (Median der Arbeitsunfähigkeitsdauer 109,5 Tage) nahmen im Zeitraum Juli 2005 und Dezember 2006 an einem 4-wöchigen ambulanten Rehabilitationsprogramm teil. Entsprechend den Empfehlungen der European Guidelines for the Management of Chronic Nonspecific Low Back Pain (2004) absolvierten die Patienten in einem Gruppensetting 5 Tage pro Woche und 6 Stunden täglich eine multimodale Rehabilitation mit den Inhalten Bewegungs- und Trainingstherapie, work hardening bzw. ergonomisches Training sowie Verhaltenstherapie.

Als primäres Interventionsziel wurde einerseits die Wiederherstellung der für den Beruf erforderlichen funktionellen Fähigkeiten und die nachhaltige Reintegration ins Erwerbsleben, evaluiert anhand des Erwerbsstatus zu den Zeitpunkten 1, 3, 6 und 12 Monate nach Ende der Rehabilitation und andererseits die Verminderung der direkten Gesundheitskosten, gemessen anhand der Ausgaben der Krankenversicherung für extramurale Krankenbehandlung, Heil- und Hilfsmittel und Tagsätze für Krankenhausbehandlungen im Jahr vor und nach Beendigung der Rehabilitation definiert. Als sekundäres Ziel wurde eine Verbesserung der subjektiven Wahrnehmung in den Dimensionen Schmerz (NRS, SES), Depression (ADS) und Schmerzbeeinträchtigung (PDI) zwischen Rehabilitationsbeginn und -ende festgelegt.

Ergebnis: Es konnten die Daten von 40 Patienten ausgewertet werden (3 drop outs während der Rehabilitation; 2 aufgrund unzureichender Motivation und Compliance, 1 aufgrund passagerer radikulärer Symptome).

1 Monat nach Ende der Rehabilitation waren 53% der Rehabilitanden arbeitsfähig und erwerbstätig, nach 3 Monaten betrug der Prozentsatz 63%, nach 6 Monaten 75% und nach 12 Monaten 78%. Nach einem Jahr waren nur 5% der Patienten vorzeitig aufgrund ihrer funktionellen Einschränkungen pensioniert.

Die durchschnittlichen direkten Gesundheitsausgaben pro Person betrugen im Jahr vor der Rehabilitation 2.748 Euro, im Jahr danach reduzierten sie sich um 29,7% auf durchschnittlich 1.932 Euro pro Person.

Die zu Beginn und am Ende der Rehabilitation evaluierten subjektiven Parameter für Schmerz, gemessen mittels einer NRS und der Schmerzempfindungsskala, verbesserten sich von 68,4 auf 45,8 (p=0,01) bzw. von 72 auf 53 (p=0,01), die depressive Verstimmtheit, gemessen anhand der ADS, von 24,6 auf 15,4 (p=0,05) und der Schmerzbeeinträchtigung, gemessen anhand des PDI, von 36 auf 27.