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DOI: 10.1055/s-0028-1096317
Auswirkungen einer prophylaktischen Kälteapplikation in therapeutischer Dosierung auf die Beugeseite des Unterarms vor einer experimentellen (Über)belastung der oberen Extremität
Fragestellung: Ziel dieser Pilot-Studie war es, die Auswirkungen einer prophylaktischen Kälteapplikation (im Sinne einer „Precooling-Maßnahme“) in therapeutischer Dosierung auf die Beugeseite des Unterarms vor einer experimentellen (Über)belastung der oberen Extremität auf 1) Kraftausdauerleistung der oberen Extremität, 2) Verträglichkeit dieser Belastung sowie 3) Intensität von Beschwerden im Sinne von Schmerzen und Parästhesien infolge der Belastung zu untersuchen.
Methodik: 40 gesunde, männliche Personen (24±3a, r: 20–40a, BMI: 23±3) nahmen an dieser prospektiven, fallkontrollierten, randomisierten Pilotstudie teil.
Als Provokationsversuch wurde eine Aus- bzw. Überbelastung der Finger- und Handgelenksbeugemuskulatur durchgeführt. Dabei wurde die Dauer (in Sekunden) bis zur vollständigen Erschöpfung bei Aufpumpen einer Blutdruckmanschette (Firma Riester precisa®), deren Schlauch 5cm nach seinem Abgang von der Handpumpe mit einer Plastikklemme (Firma Gepa-Med) abgeklemmt wurde, um von Anfang an eine gleichbleibende Druckbelastung zu erzeugen, gemessen.
Je nach Zuordnung wurde (bei der ersten oder zweiten Untersuchung) als Intervention zur Linderung der akuten Überlastungssymptomatik ein „Cool-Pack“ (Kalt/ Warm Kompresse der Firma Pharma-Depot GmbH, Maße: 21 × 38cm) von –20° Celsius vor der Belastung auf den Unterarm für 20 Minuten appliziert. Zum jeweils anderen Untersuchungszeitpunkt (Kontrollzeitpunkt) erfolgte keine Intervention vor der Belastung.
Mittels JAMAR®-Dynamometers wurden Handkraftmessungen (vor und nach der Belastung jeweils drei Dynamometrien, rechts/links abwechselnd; nur das höchste Messergebnis wurde verwertet) durchgeführt. Schmerz und Komfortempfinden wurden mit Hilfe visueller Analogskalen und die subjektive Einschätzung der Anstrengung mittels Borg-Skala direkt nach der Belastung erfasst.
Die Parameter „Pumpzeit“, „Schmerz“, „Komfortempfinden“, „subjektive Einschätzung der Anstrengung“ und „Handkraft“ wurden statistisch mittels eines gepaarten T-Tests ausgewertet. Das Signifikanzniveau wurde mit p<0.05 festgelegt.
Ergebnis: Die „Pumpzeit“ (durchschnittlich 12,3±24min vs. 8,5±18min) der Probanden nach einer Kälteapplikation auf den Unterarm dauerte signifikant länger als ohne Intervention (p=0,04). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Parameter „Schmerz“ (p=0,881), „subjektive Anstrengung“ (p=0,291) sowie „Kraft der oberen Extremität“ (p=0,842) zwischen den Messungen. Der Parameter „Komfortempfinden“ zeigte nach der Kälteapplikation signifikant schlechtere Werte als ohne Intervention (p=0,041).
Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Pilotstudie weisen daraufhin, dass eine Kälteapplikation (im Sinne einer „Precooling-Maßnahme“) auf die Beugeseite des Unterarms vor einer experimentellen (Über)belastung der oberen Extremität die Kraftausdauerleistung der oberen Extremität steigern kann. Die Probanden beurteilten diese Kälteapplikation allerdings vorwiegend als subjektiv unangenehm, wogegen bei der Schmerzbeurteilung keine signifikanten Unterschiede gefunden wurden.