Z Gastroenterol 2008; 46 - K14
DOI: 10.1055/s-0028-1096435

Idiopathische nicht-granulomatöse Enteropathie: „Odyssee“ einer Leidensgeschichte

C Mösch 1, W Kohl 2, M Stolte 1, M Vieth 1
  • 1Institut für Pathologie, Klinikum Bayreuth
  • 2FA f. Innere Medizin, Viechtach

Histologische Zeichen einer Zoeliakie können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Ohne Serologie ist die Diagnose einer Zoeliakie unsicher. Eine Differentialdiagnose bei seronegativer Zoeliakie ist die chronisch idiopathische, nicht-granulomatöse-Enteropathie. Fallbericht: Ein 49-jähriger Mann wurde 2000 wegen reduziertem Allgemeinzustand bei Diarrhoe stationär aufgenommen. Endoskopisch fanden sich „geringe Entzündungszeichen im Dünndarm“. Der Befund wurde trotz negativer Antikörper als Zoeliakie interpretiert. Eine glutenfreie Kost brachte keine Besserung. Unter Decortin H 60mg, 150mg Azathioprin/Tag, Vitamin D und Kalzium anhaltende Diarrhoe. Mittlerweile wurde ein Morbus Crohn vermutet. In einer Universitätsklinik wurde vermutet, dass hier eine Selbstschädigung bei Nachweis des Desinfektionsmittels Ticlosan im Urin des Patienten vorliegt. Der Patient wurde bei zeitweiliger Nahrungsverweigerung parenteral ernährt. Der Patient entwickelte ein depressives Syndrom. Traditionell chinesische Methoden brachten keine Besserung, so dass die parenterale Ernährung über 2,5 Jahre fortgeführt wurde. 2003 wurde histologisch die Diagnose einer protrahierten infektiösen Duodenitis gestellt. Homöopathisch wurde die Diagnose Tuberculinum gestellt. Unter Tuberculinum bovinum (initial C 1000, aktuell C 50.000) in Form von Globuli und Meiden von Pfefferminz, Kamille, Menthol und Kaffee trat eine Besserung der Diarrhöen (1–2 geformte Stühle/Tag) und des Malabsorptionssyndroms ein. Das Körpergewicht stabilisierte sich bei 74kg. Der Patient war in der Lage, seine berufliche Tätigkeit wieder aufzunehmen. Der Patient war 3 Jahre und 10 Monate arbeitsunfähig. Zusammenfasung: Die ideopathische, nicht-granulomtöse-Enteropathie oder chronisch infektiöse Duodenitis ist eine seltene Erkrankung, die bei Sprue-negativer Zoeliakie in die Differentialdiagnose einbezogen werden muss. Durch Kachexie kann das Krankheitsbild lebensbedrohlich werden. Die Diagnose wird histologisch in Kombination mit Klinik, Anamnese und Serologie gestellt.