Z Gastroenterol 2008; 46 - K21
DOI: 10.1055/s-0028-1096442

Stressulcusprophylaxe bei kritisch kranken Patienten: eine Umfrage auf bayerischen Intensivstationen

S Zierhut 1, S Siebig 1, T Brünnler 1, F Mandraka 1, F Rockmann 1, A Vasold 1, C Wrede 1, J Langgartner 1, J Schölmerich 1, F Klebl 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin 1, Universität Regensburg

Hintergrund: Stressulcusblutungen bei kritisch kranken Patienten sind mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. Über die aktuelle Praxis der Blutungsprophylaxe auf deutschen Intensivstationen existieren keine Daten. Methode: Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der das Procedere zur Blutungsprophylaxe auf Intensivstationen erfassen sollte. Hierbei wurde nach den Risikofaktoren gefragt, welche bei der Entscheidung zur Blutungsprophylaxe relevant waren, welches Präparat gewählt wurde und aus welchem Grund und wann mit der Therapie begonnen und diese beendet wurde. Ergebnisse: 46% der Fragebögen wurden ausgefüllt zurück geschickt. Die Ergebnisse zeigten, dass in 20,5% keine speziellen Risikofaktoren für die Anwendung einer Blutungsprophylaxe als relevant erachtet wurden, die Einweisung des Patienten auf die Intensivstation war Grund genug für den Beginn einer Blutungsprophylaxe. Als Risikofaktoren wurden Schock, Sepsis, Verbrennungen, Ateminsuffizienz über 48h, akute Pankreatitis, Schädel-Hirn-Trauma, Operationen, Organtransplantation, Koagulopathie oder akute Leber- oder Niereninsuffizienz gewertet. Als Mittel der ersten Wahl wurden Protonenpumpeninhibitoren (PPI) angegeben, gefolgt von Sucralfat und Ranitidin. Bei Auftreten einer gastrointestinalen Blutung erfolgte meist keine Therapieumstellung. Ansonsten wurde auf einen Protonenpumpeninhibitor umgestellt, wenn initial Sucralfat oder H2-Rezeptor-Antagonisten gegeben wurden. In 67,9% wurde die Therapie bei Entfallen der Risikofaktoren beendet, in 23,1% bei Beginn einer enteralen Ernährung. Zusammenfassung: Innerhalb der befragten Intensivstationen fehlte ein Konsensus bezüglich der Anwendung einer Blutungsprophylaxe bei kritisch kranken Patienten. Viele Patienten erhielten eine Blutungsprophylaxe ohne durch die Studienlage abgesicherte Indikation. Das Einsparungspotential durch Etablierung von Standards ist daher möglicherweise erheblich.