Pneumologie 2008; 62 - A18
DOI: 10.1055/s-0028-1096574

Seropneumothorax infolge eines Boerhaave-Syndroms –Ösophagus-Stentimlantation und Thoraxdrainage als Alternative zur operativen Therapie

A Pechmann 1, U Achtzehn 1, V Hempel 2, EW Schmidt 1
  • 1Klinikum Chemnitz, Klinik für Innere Medizin IV
  • 2Klinik für Innere Medizin II

Das 1724 erstmalig beschriebene Boerhaave-Syndrom beschreibt eine im Zusammenhang mit massivem Erbrechen auftretende Ösophagusruptur. Typische Komplikationen sind ein Mediastinalemphysem und eine Mediastinitis. Nicht selten findet sich auch ein Pleuraempyem. Die Diagnostik stützt sich neben der Klinik in der Regel auf die Durchführung einer Ösophagografie mit wasserlöslichem Kontrastmittel oder im Einzelfall auf eine Ösophago-Gastroskopie. Therapeutisch wird in der überwiegenden Zahl der Fälle eine chirurgische Versorgung durchgeführt (Ösophagusübernähung mit Fundoplicatio).

Wir berichten über einen 74-jährigen Patienten, welcher sich nach wiederholtem Erbrechen mit akuter Luftnot vorstellte. Röntgenologisch zeigte sich ein Seropneumothorax links. Nach Anlage einer Thoraxdrainage entleerte sich reichlich trübes Sekret, zudem größere feste Partikel (vermutlich Nahrungsreste), so dass der Verdacht auf ein Boerhaave-Syndrom nahe lag. Wir entschieden uns bei dem in erstaunlich stabilen klinischen Zustand befindlichen Patienten für die Durchführung einer Ösophago-Gastroskopie zur Diagnosesicherung. Hier zeigte sich ein 2cm großer Defekt im unteren Ösophagusdrittel, welcher in derselben Sitzung durch einen komplett ummantelten Ösophagusstent überbrückt wurde. Im Pleurasekret ließ sich wiederholt Streptokokkus agalactiae nachweisen. Die weitere Behandlung erfolgte mittels täglicher Spülung der Pleurahöhle (physiologische Kochsalzlösung und Urokinase) und Antibiose. Im Verlauf kam es zur Ergussbildung auch in der rechten Pleura. Hier erfolgte ebenfalls Drainageanlage und Spülung. Nach Abschluss der Behandlung und Entfernung beider Drainagen waren abgesehen von einem kleinen Winkelerguss links keine nennenswerten Residuen röntgenologisch sichtbar.

Diskussion: Die konservative Therapie des Boerhaave-Syndroms mittels Stentimplantation und Drainagebehandlung als Alternative zur Operation ist im Einzelfall möglich. Voraussetzung sind ein stabiler klinischer Zustand und das Fehlen eines Mediastinalemphysems. In unserem Fall konnte durch die insgesamt 7-wöchige Behandlung eine Heilung erreicht werden.