Balint Journal 2009; 10(4): 101-105
DOI: 10.1055/s-0028-1098876
Geschichte

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Der König Saul

King SaulB. Maoz
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Publication Date:
02 December 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Narrative vom ersten König des alten Israels, Saul, wird in Einzelheiten aus einer psychologischen und literatur-historischen Sicht erzählt. Diese Geschichte, wie viele andere aus dem Alten Testament, gehört zu den Grundsteinen unserer gemeinsamen Judäa-Christlichen Kultur, die den psychologisch interessierten Leser ansprechen. Diese Geschichte erzählt wie ein einfacher Bauer, der eine eindrucksvolle äußerliche Gestallt hatte, plötzlich durch den Propheten und Priester ­Samuel, gekrönt wurde. In einer kurzen Periode gelang es ihm, die Stämme Israels zu einigen und sie in den Krieg gegen ihre Feinde zu führen. Dann aber fühlt er sich sowohl von Gott wie auch von Samuel verlassen. Später entwickelt sich eine schwere Hass-Liebe zwischen ihm und seinem Riva­len, dem jungen David, die ihren Höhepunkt in einer Depression erreicht, mit paranoidalen „Überwertigen Ideen“. Diese Psychopathologie entwickelt sich auf der Basis einer schwachen und abhängigen Persönlichkeitsstruktur. Schließlich entwickelt Saul ein „Präsuizidales Syndrom“, in dem er sich isoliert fühlt, schwere Aggression vor allem gegen sich selbst entwickelt und meint, keine andere Wahl zu haben, als sich das Leben zu nehmen. Es ist, auch für den modernen Leser eine berührende Tragödie; man ist von dem so genau beschreibenden, kurz gefassten biblischen Text weiter sehr beeindruckt.

Abstract

The narrative of the first king of the ancient Israel, Saul, is told in details, from a psychological and ­literature-historical point of view. This story, as many others of the Old Testament belong to the milestones of our common Judeo-Christian cul­ture, they are appealing, especially to the psychologically interested reader. It is described how a simple farmer, with an impressive stature, is suddenly crowned by a prophet-priest, Samuel. For a short period he succeeds to unite the tribes of Israel and leads them in battles against their enemies. But then he starts to feel abandoned by ­Samuel and God. Further he enters into a love-hate relationship with his rival the young David, culminating in a depression with paranoid “overvalued ideas”. This psychopathology developed on the base of a very weak and dependant per­sonality. Finally Saul developed a “pre suicidal syndrome” feeling isolated, developing much ­aggression that is turned against himself, seeing no other choice than to put an end to his life. It is a moving tragedy even for the modern reader; one is impressed by the very accurate, compact brief biblical text.

1 Dieses Bild von Gott blieb bei vielen Menschen bis in unsere Zeit lebendig, auch wenn es schon im Alten Testament viele andere Bilder für Gott gab.

2 Der Gesalbte ist im Hebräischen der Messias. Die griechische Übersetzung ist Christos. Möglicherweise wird hier von den Autoren des Neuen Testaments (z. B. Lukas Kap. 4) bewusst oder unbewusst an die alttestament­liche Tradi­tion angeknüpft.

3 Vgl. in der Genesis die Sorge Jakobs um seinen Lieblingssohn Joseph.

Professor Dr. med. B. Maoz

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