Thorac Cardiovasc Surg 1961; 9(6): 585-591
DOI: 10.1055/s-0028-1101254
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Zur Frage des Anteiles von Brustwandatmung und Zwerchfellatmung an der Gesamtventilation

U. J. Wassner
  • Chirurgischen Universitätsklinik Gießen (Direktor: Professor Dr. K. Vossschulte)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2008 (online)

Zusammenfassung

Spirometrische und bronchospirometrische Untersuchungen an Kranken mit einer aufgehobenen Brustwandbeweglichkeit und einer einseitig aufgehobenen Zwerchfellbeweglichkeit führen zu dem Ergebnis, daß unter normalen Bedingungen Brustwände und Zwerchfelle zu gleichen Teilen an der Belüftung der Lungen beteiligt sind. Die Wirkungsweise von beiden ist so innig miteinander verflochten, daß die Störung des einen eine unverhältnismäßig große Störung des anderen nach sich zieht: Wird ein Glied aus der Funktionskette herausgelöst, dann trägt der ganze Atemapparat den Schaden, der immer größer ist, als der Kraft des einzelnen Gliedes entspricht. Stets wird der Umfang des effektiv beatmeten Lungenvolumens um weit mehr als die Hälfte vermindert. Das hat zur Folge, daß weder die reine Zwerchfellatmung noch die reine Brustwandatmung auf die Dauer mit dem Leben vereinbar ist. Ein relativ vergrößertes Residualvolumen bei erheblich vermindertem beatembarem Lungenvolumen bedingt die absolut unökonomische Atmung. Unphysiologische Forderungen an die verbliebene Atemmuskulatur führen zu deren Ermüdung und leiten schließlich die tödliche Ateminsuffizienz ein. Die Kenntnis von der Verzahnung von Brustwandatmung und Zwerchfellatmung hat nicht nur theoretisches Interesse, sie ist von Bedeutung für alle Operationen, bei denen die Zwerchfellbeweglichkeit vorübergehend und wesentlich eingeschränkt wird, und für alle Operationen, bei denen die normale Mechanik des Brustkorbes gestört oder aufgehoben wird.