Thorac Cardiovasc Surg 1956; 4(4): 287-299
DOI: 10.1055/s-0028-1102631
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Aplasie einer Lungenarterie

(Entwicklungsgeschichtliche Ursachen und diagnostische Möglichkeiten)Heinz Barthel
  • Chirurgischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (Direktor: Professor Dr. L. Zukschwerdt)
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Publication Date:
12 December 2008 (online)

Zusammenfassung

In der Literatur wurde bisher über 18 Kranke berichtet, bei denen eine Aplasie der Pulmonalarterie gefunden wurde. Erkannt wurden diese Mißbildungen 7mal bei einer Autopsie und 4mal bei einer Operation als Nebenbefund. In den letzten 4 Jahren wurde die Diagnose 8mal mit Hilfe der Angiocardiographic gestellt.

Wir konnten über einen 14jährigen Jungen berichten, bei dem eine Aplasie links vorlag. Die primären Bronchialarterien waren nicht obliteriert, so daß die linke Lunge segmentär von 5 bleistiftdicken aus der absteigenden Aorta abgehenden Gefäßen mit Blut versorgt wurde. Ober- und Unterlappen dieser Seite waren voll entwickelt und gut durchlüftet. Ein Befund, der unter den 18 früher beschriebenen Fällen nur noch einmal beobachtet worden war.

Als Zeichen, die bereits bei der Lungendurchleuchtung und auf der Übersichtsaufnahme den Verdacht einer Aplasie einer Lungenarterie nahelegen sollen, werden in der Literatur angegeben:

  1. Mediastinal Verlagerungen,

  2. mangelnde oder fehlende Hiluszeichnung.

Beide Befunde konnten in unserem Falle nicht beobachtet werden. Es wird dargelegt, daß diese Zeichen in den Fällen, bei denen die primären Bronchialarterien erhalten geblieben sind, negativ sein müssen.

Entzündliche, tumoröse oder reflektorische Verschlüsse einer Arteria pulmonalis können im Angiocardiogramm Bilder zeigen, die denen einer Aplasie täuschend ähnlich sind.

Aplasien der Lungenarterien sind fast immer mit anderen Mißbildungen des Herzens oder der Lungen vergesellschaftet.

Die entwicklungsgeschichtliche Ursache der Aplasie einer Lungenarterie ist in einer fehlenden Aussprossung derselben aus der 6. Kiemenbogenarterie in den primären arteriellen Lungensinus zu erblicken.

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