Zusammenfassung
Die thorakale Angiographie beim Bronchialcarcinom gewährt uns einen Einblick in die
örtlichen Beziehungen des Tumors zum Gefäßsystem der V.c.s. und Art. pulm. Die Kenntnis
der durch den Tumor oder seine Metastasen bedingten Gefäßalterationen kann für die
operative Indikationsstellung und prognostische Beurteilung von ausschlaggebender
Bedeutung sein. Es wird über ein Beobachtungsgut von 50 Venographien und 25 Pneumangiographien
bei gesichertem Bronchialcarcinom berichtet.
Die Untersuchungen wurden in der überwiegenden Mehrzahl nach der indirekten Methode
(Injektion des Kontrastmittels durch einen Herzkatheter) und nur in den Fällen, die
kinematographisch geröntgt worden sind, nach der direkten Methode (Injektion in eine
periphere Armvene) durchgeführt.
Die verschiedenen beim Bronchialcarcinom anzutreffenden Gefäßveränderungen werden
eingehend erörtert und an einem geeigneten Bildmaterial demonstriert. Aus dem Vergleich
der angiographischen Befunde mit den entsprechenden Operationsund z. T. Sektionspräparaten
konnten bestimmte angiographische Zeichen als Kriterien der Inoperabilität des Tumors
herausgestellt werden. Danach sind als absolut sichere Zeichen der Inoperabilität
der Abbruch und die Stenose im Bereich einer Lungenarterie (li. oder re. Hauptast)
sowie ein Einbruch des Tumors in das Stromgebiet der V.c.s. aufzufassen. Gleichartige
Veränderungen an den Lappenarterien bilden keine zwingende Kontraindikation der Pneumonektomie,
lassen jedoch erhöhte technische Schwierigkeiten in der vermutlich noch durchführbaren
Lungenresektion erwarten. Über diese wertvolle prognostische Bedeutung hinaus bietet
die thorakale Angiographie auch eine wesentliche differentialdiagnostische Hilfe zunächst
für die Feststellung der Gut- oder Bösartigkeit einer Geschwulstbildung, dann in der
Differenzierung des Bronchialcarcinoms von entzündlichen Lungenerkrankungen und endlich
in der Lagebestimmung des Tumors, d. h. seiner Zugehörigkeit zur Lunge oder zum Mediastinum.