Diabetes aktuell 2008; 6(5): 185
DOI: 10.1055/s-0028-1103103
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zehn Jahre nach UKPDS – Lohnt sich eine gute Blutzuckereinstellung?

Antje Bergmann, Peter E. H. Schwarz
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Publication Date:
05 November 2008 (online)

1998 legten britische Diabetologen erste Ergebnisse aus der bis dahin größten randomisierten kontrollierten Studie zum Diabetes mellitus Typ 2 vor. Aktuelle Daten der United Kingdom Prospective Diabetes Study (UKPDS), die im Oktober veröffentlicht wurden, belegen nach einer 10–jährigen Nachbeobachtung von Typ–2–Diabetikern eine präventive Wirkung einer frühzeitig begonnenen guten Blutzuckereinstellung. Dies konnte nach 10 Jahren nicht nur für mikrovaskuläre Komplikationen, sondern auch für das Herzinfarktrisiko und die Gesamtsterblichkeit festgestellt werden.

Nach einer 10–jährigen intensiven Behandlung betrug der HbA1c–Wert 7,0  % (6,2–8,2  %) und unterschied sich damit signifikant vom Wert der Gruppe mit konventioneller Therapie mit 7,9  % (6,9–8,8  %; p < 0,0001). Bei der Gruppe, die eine intensivere blutzuckersenkende Therapie erhielt, reduzierte sich das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen signifikant um 25  % (p = 0,01) (Holman RR et al. 10–Year Follow–up of Intensive Glucose Control in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2008; 359: 1577–1589).

Diesen Anlass „10 Jahre UKPDS” nutzen wir und stellen mikrovaskuläre Folgeerkrankungen, wie die diabetische Retinopathie sowie die diabetische Nephropathie in den Mittelpunkt dieses Heftes.

Im Artikel über die Retinopathie beschreibt die Autorengruppe der Leipziger Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde epidemiologische Grundlagen sowie Neues in Diagnostik und Therapie.

Die diabetische Nephropathie ist heute in den Industrienationen die häufigste Ursache für eine Dialysetherapie mit sehr ungünstiger Prognose. Die 5–Jahresüberlebensrate eines dialysepflichtigen Patienten mit Diabetes beträgt nur ca. 20  % und liegt damit gleich hoch wie die Lebenserwartung bei einem malignen gastrointestinalen Tumor. Prof. Hasslacher aus Heidelberg erläutert anschaulich und didaktisch hervorragend Grundlagen und Therapieoptionen der diabetischen Nephropathie.

In diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der aktuellen demografischen Entwicklung setzt sich Dr. Ludwig Merker vom Diabetes– und Nierenzentrum Dormagen mit dem spannenden Thema: „Die diabetische Nephropathie im Alter. Ist das therapeutisch Machbare auch erstrebenswert?” auseinander.

Zu guter Letzt betrachtet Dr. Gerhard Brenner die Versorgung von Patienten in DMP–Programmen durchaus kritisch und konstatiert, dass diese besser ist als in der Regelversorgung. Im kritischen Vergleich mit europäischen Studien lässt sich eine positive Tendenz zugunsten der DMP–Programme erkennen.

Eine bunte „Herbst”–Mischung interessanter und wichtiger Themen wartet auf Sie. Viel Freude beim Lesen!

Herzlichen Glückwunsch an die Autoren und Initiatoren der UKPDS zum 10–jährigen Bestehen, der nächste Meilenstein wird nach 15 bzw. 20 Jahren zu erwarten sein.

PD Dr. med. Antje Bergmann
Dr. med. Peter E. H. Schwarz