Dtsch Med Wochenschr 1976; 101(29): 1081-1087
DOI: 10.1055/s-0028-1104218
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Leberschäden bei chronischen Alkoholikern mit und ohne Delirium tremens

Häufigkeit, Schwere und Rückbildungsfähigkeit* 1 Liver damage in chronic alcoholics with and without delirium tremensJ. Ch. Bode, E. Wöltge, O. Kahm, G. Korb
  • Medizinische Universitätsklinik Marburg (Direktor: Prof. Dr. G. A. Martini), Psychiatrisches Krankenhaus Haina/Kloster (damal. Direktor: Dr. H. Sollmann) und Pathologisches Institut der Universität Marburg (Direktor: Prof. Dr. W. Hort)
* Professor Dr. G. A. Martini zum 60. Geburtstag 1 Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Bo 334–3/4)
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Publication Date:
07 April 2009 (online)

Zusammenfassung

371 Alkoholiker einer geschlossenen Trinkerheilstätte für Männer wurden in der ersten Woche nach Abstinenzbeginn und wiederholt bis zur Entlassung auf Leberveränderungen untersucht. Bei Patienten ohne Delirium tremens fanden sich innerhalb der ersten Woche nach Abstinenzbeginn nur bei 15% keine Hinweise auf eine Leberschädigung, Zeichen einer mäßiggradigen bis deutlichen Leberschädigung dagegen bei 62%. Nach zweimonatiger oder längerer Abstinenz war der Anteil mit mäßiggradigen bis deutlichen Schädigungszeichen auf 26% zurückgegangen, der Prozentsatz ohne pathologischen Befund war auf 49 angestiegen. Zur Zeit der Aufnahme in die Heilstätte ließ sich kein Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Ausprägung der Leberveränderungen einerseits sowie der Dauer des Alkoholabusus und dem täglichen Alkoholkonsum andererseits erkennen. Bei Kontrollen nach einer Abstinenz von 2 Monaten oder länger blieb der Anteil der ausgeprägten Leberveränderungen bei Patienten mit langem Abusus nahezu gleich, bei kürzerer Trinkdauer ging er deutlich zurück (Alkoholabusus < 10 Jahre von 15% auf 5%, Alkoholabusus ≧ 20 Jahre von 19% auf 16%). Deutliche histologische Veränderungen fanden sich bei Alkoholabusus über 15 Jahre häufiger (ausgeprägte Fibrose 26%, Leberzirrhose 20%) als bei kürzerer Mißbrauchsdauer (5 bzw. 9%). Patienten mit Delirium tremens hatten bei durchschnittlich nur wenig höherem Alkoholkonsum deutlich häufiger ausgeprägte Zeichen einer Leberschädigung als Patienten ohne Delir bei gleichzeitig geringerer Tendenz zur Normalisierung bei länger dauernder Abstinenz: Der Anteil der ausgeprägten Leberveränderungen nach zweimonatiger oder längerer Abstinenz betrug bei Alkoholabusus bis zu 10 Jahren 16%, von 11 bis 20 Jahren 33%.

Summary

371 males admitted to a special hospital for withdrawal treatment of alcoholics were investigated on admission and repeatedly controlled during a follow-up of 3-6 months. In only 15% of all patients without delirium tremens there were no signs of liver disease on admission. 62% showed evidence of moderate or severe liver disease. 2-6 months after admission the percentage with moderate or severe liver disease had decreased (26%) while normal findings were obtained in 49%. On admission no correlation between frequency or degree of liver damage and the duration of alcohol abuse or daily intake of alcohol was demonstrated. Following abstinence of 2 months or more incidence of severe liver changes was nearly unchanged (16%) in patients drinking for more than 20 years, while it dropped distinctly in the groups with shorter duration of abuse (abuse < 10 years: 5%). Histological alterations were distinctly more frequent in patients with abuse of more than 15 years (pronounced fibrosis 26%, cirrhosis 20%), as compared to alcoholics who drank < 15 years (5 and 9%, respectively). In the patients with delirium tremens signs of severe liver disease were more frequent than in those without delirium. The trend towards normalisation of liver function tests was less in the former than in the latter (marked pathological findings following 2 months of alcohol abstinence in alcoholics with delirium tremens: duration of alcoholism < 10 years: 16%; 11–20 years: 33%).

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