Fortschr Neurol Psychiatr 2009; 77(3): 131-132
DOI: 10.1055/s-0028-1109152
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CME – Wohin geht’s 2009?

Future of Continuing Medical Education in Germany 2009M. Weih1 , M. Schmauss2 , P. Berlit3
  • 1Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bezirkskrankenhaus Augsburg
  • 3Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurophysiologie, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Krankenhaus gGmbH, Essen
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Publication Date:
12 March 2009 (online)

Bis 30.6.2009 müssen alle deutschen Fachärzte in Deutschland inklusive Psychiater und Neurologen ihre Fortbildungsnachweise über 250 CME-Punkte (50 Punkte pro Jahr) bei den zuständigen Gremien einreichen. Grund ist eine Neuregelung von 2004 im SGB. Wird der Nachweis der Weiterbildung nicht erbracht, drohen zunächst Honorarkürzungen für Niedergelassene durch die KVB und 2 Jahre später im Extremfall eine Entziehung der Zulassung. 50 Punkte (10 pro Jahr) erhält man als „Pauschale“ ohne Nachweis. 200 Punkte müssen durch Kongressbesuche, Weiterbildungen oder Beantwortung von CME-Artikeln in Fachzeitschriften wie den „Fortschritten der Neurologie und Psychiatrie“ nachgewiesen werden und bei den zuständigen Ärztekammern in Kopie eingereicht werden. Die Ärztekammern führen hierzu Punktekonten.

Wie haben sich nach diesen Vorgaben die CME-Weiterbildungen in Fachzeitschriften in den letzten Jahren entwickelt?

Aus unserer Sicht zeigen sich mehrere Prozesse, die in die gleiche Richtung gehen.

Es gibt heute zunächst einmal natürlich aufgrund der Vorgaben ein viel größeres Angebot an Weiterbildungen aus Fachzeitschriften als vor 5 Jahren. Die Ärztekammern haben inzwischen weit über 60 Fachzeitschriften mit CME-Artikeln zertifiziert. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, da der einzelne Arzt mehr Auswahl am CME-Markt hat und gezielt Weiterbildungen seines Interesses auswählen kann. CME-Weiterbildungen zu allgemeinmedizinischen Themen, aber auch speziellere Themen können im „Deutschen Ärzteblatt“ gefunden werden. Kürzlich wurde hier der einmillionste Teilnehmer gemeldet. Speziellere nervenärztliche Themen finden sich unter anderem in den Facharztzeitschriften wie dem „Nervenarzt“, „Neurotransmitter“, „DNP“ oder eben den „Fortschritten der Neurologie und Psychiatrie“. Alle Fachzeitschriften bieten regelmäßig CME-Weiterbildungen an, die von ausgewiesenen Experten ihres Gebiets verfasst werden. Die Fragen werden von geschulten Redakteuren oder Medizinern mit journalistischer Zusatzausbildung kritisch revidiert.

Zweitens gibt es heute dank der CME-Artikel in Fachzeitschriften mehr qualitätsgeprüfte pharma-unabhängige Weiterbildungen, da die Artikel von medizinischen Experten erstellt werden und von Verlagen herausgegeben werden. Ähnlich wie bei Initiativen wie „Mein Essen zahle ich selbst“ oder den Vorlagen der KVB und des Sozialgerichts Berlin zu pharma-unabhängiger Praxis-Rezept-Software geht der Trend unseres Erachtens in die gleiche Richtung. Ärztinnen und Ärzte aller Fachgebiete wollen sich selbstständig und unabhängig informieren, weiterbilden und sich die Themen selbst auswählen. Wir denken, das trifft auch für die Leser der „Fortschritte“ zu.

Drittens haben sich die Methoden der CME-Artikel diversifiziert. Der klassische Weg besteht darin, einen CME-Artikel aus einer Fachzeitschrift auszuwählen, die Multiple-Choice-Fragen zu beantworten und dann per Post oder zunehmend online abzugeben. Die KVH Hessen ist in Kooperation mit der bayerischen Landesärztekammer schon einen Schritt weitergegangen und bietet ein internetbasiertes, interaktives Trainingssystem an, das sich noch mehr den Bedürfnissen des „Weiterzubildenden“ anpasst.

Es gibt jedoch auch Entwicklungen im CME-Prozess, die zum Denken anregen. Als ernstes Evaluationswerkzeug kann man die CME-Artikel und die anschließenden Fragen in Fachzeitschriften nicht bezeichnen. Wie Kühne-Eversmann und Fischer feststellen konnten, haben etwa ⅔ der CME-Fragen in deutschen Fachzeitschriften Formfehler. Hier besteht die Gefahr, dass die Beantwortung der Artikel dadurch zu trivial werden könnte [1]. Selbst im renommierten „New England Journal of Medicine“ findet man massiv Formfehler [2]. Nun kann man einen CME-Artikel nicht mit einem Staatsexamen für Medizinstudenten vergleichen, dennoch sollte auf ein gleich bleibend hohes Niveau der CME-Artikel und Fragen geachtet werden, um eine hohe Qualität der Weiterbildung zu gewährleisten.

Klassisch wird das im Artikel erwähnte Fachwissen anschließend in Multiple-Choice-Fragen mit 5 Antwortmöglichkeiten „abgeprüft“. Multiple-Choice-Fragen sind wahrscheinlich die Beste der schlechten Prüfungsformen und keine optimale Form einer Weiterbildungskontrolle. Vielleicht sollten hier künftig mehr alternative Prüfungsformate Verwendung finden.

In der Dezemberausgabe fanden Sie den Artikel von Stegelmeyer et al. über das Restless-Legs-Syndrom [3]. In der Januarausgabe informierten Sie Menger et al. über die Zentrale pontine Myelinolyse [4]. Wir hoffen sehr, dass Sie von diesen interessanten Artikeln profitieren konnten. In der vorliegenden Ausgabe der „Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie“ können Sie von Karl Wessel eine Fort- und Weiterbildung zum Thema „Neurologische Pharmakotherapie im höheren Lebensalter“ lesen. Die „Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie“ werden ihren Lesern auch weiterhin hochwertige CME-Weiterbildungsartikel zu aktuellen und interessanten Themen anbieten.

Literatur

  • 1 Kühne-Eversmann L, Nussbaum L, Reincke M. et al . CME-Fortbildungsangebote in medizinischen Fachzeitschriften: Strukturqualität der MC-Fragen als Erfolgskontrollen am Beispiel der Fachzeitschriften Deutsches Ärzteblatt, Deutsche Medizinische Wochenschrift und Der Internist.  Medizinische Klinik. 2007;  102 993-1001
  • 2 Stagnaro-Green A S, Downing S M. Use of flawed multiple-choice items by the New England Journal of Medicine for continuing medical education.  Med Teach. 2006;  28 566-568
  • 3 Stegelmeyer U, Töpper R. Restless-Legs-Syndrom.  Fortschr Neurol Psychiatr. 2008;  76 734-745
  • 4 Menger H, Paehge T. Zentrale pontine Myelinolyse.  Fortschr Neurol Psychiatr. 2009;  77 44-54

Prof. Dr. Markus Weih

Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universität Erlangen-Nürnberg

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen

Email: Markus.Weih@uk-erlangen.de

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