Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(5): 433-438
DOI: 10.1055/s-0028-1109886
Offene Korrespondenz

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Albert Neissers (1855 – 1916) „Stereoscopischer Medicinischer Atlas” – eine Pionierarbeit der 3-D-Fotografie in der Geschichte der Augenheilkunde

Albert Neisser (1855 – 1916) ‘Stereoscopic Medical Atlas’ – A Pioneering Work of 3D Photography in the History of OphthalmologyA. Bergua, U. Schönherr, F. W. Stahnisch
Further Information

Publication History

Eingegangen: 28.9.2009

Angenommen: 6.10.2009

Publication Date:
20 May 2010 (online)

Einführung

Dieser historische Artikel ist einem der ersten und noch erhaltenen stereoskopischen medizinischen Atlanten auf dem Gebiet der Augenheilkunde gewidmet, der unter der Leitung des Breslauer Universitätsmediziners Albert Neisser (1855 – 1916) [8] herausgegeben worden ist. Seit dem zweiten Band aus dem Jahr 1896 übertrug er die Verantwortung für die Veröffentlichung des Atlanten einer spezialisierten Redaktion von Fachvertretern aus den Bereichen der klinischen Forschung sowie der Grundlagenwissenschaft in Ophthalmologie, Neurologie und Neuromorphologie. Neissers Atlas erschien zwischen den Jahren 1895 und 1906 und ist an ein breites Publikum mit medizinischem Interesse, insbesondere für das Auge und seine Krankheiten, gerichtet gewesen. Der „Stereoscopische Medicinische Atlas” war das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit von führenden Ophthalmologen aus Deutschland (Breslau, Greifswald, Halle, Tübingen), Österreich (Wien) und der Schweiz (Bern). Er kann heute als ein frühes Dokument aus den Anfangszeiten der fotografischen Dokumentation von Beobachtungen und Befunden aus dem Gesamtspektrum der Augenkrankheiten verstanden werden.

Die an dem 3-D-Atlas beteiligten Augenärzte fotografierten zu ihrer Zeit ungewöhnliche Befunde von Augenerkrankungen vor allem für didaktische Zwecke, wodurch letztlich die für die Betroffenen oft sehr belastenden Augenerkrankungen bis heute dokumentiert geblieben sind. Neben der Anwendung in der ophthalmologischen Grundlagenforschung wurden die Stereofotografien auch für diagnostische Zwecke sowie für die Klassifikation von Krankheiten in Patientenakten und Lehrbüchern aufgenommen. Diese stereoskopischen Bilder stellen zugleich wichtige und oft atemberaubende Ikonografien der Augenheilkunde des 19. Jahrhunderts dar, von der sie der heutigen Leserschaft immer noch einen guten Einblick geben können. So gesehen sind sie auch ein bedeutendes kulturelles und historisches Dokument beinah vergessener Krankheiten, von sozialen Unterschieden wie auch des medizinischen Blickes am Fin de Siècle [5].

Literatur

  • 1 Boyde A. Three-dimensional images of Ramón y Cajal’s original preparations, as viewed by confocal microscopy.  Trends Neurosci. 1992;  15 246-248
  • 2 Curschmann H. Klinische Abbildungen. Sammlung von Darstellungen der Veränderungen der äußeren Körperformen bei inneren Krankheiten,. Berlin: Springer; 1894
  • 3 Heine L. Pathologisch-anatomische Bilder. Uhthoff W Stereoscopischer Medicinischer Atlas. Leipzig; Johann Ambrosius Barth; 1901: 142
  • 4 Jankau L. Die Photographie in der praktischen Medicin. Munich: Huber; 1893: 29
  • 5 Kemp M A. Perfect and faithful record. Thomas A Beauty of another order – photography in scienc. New Haven, Conn, London; Yale University Press; 1998: 120-149
  • 6 Naumann G OH. Geleitwort. Stahnisch F, Schönherr U, Bergua A Albert Neissers (1855 – 1916) Stereoscopischer Medicinischer Atlas. Würzburg; Koenigshausen & Neumann; 2006: 5-6
  • 7 Neisser A. Stereoscopischer Medicinischer Atlas, Vollständige Ausgabe. Cassel: Fisher; 1894 – 1911 57 Bände
  • 8 Schmitz S. Albert Neisser: Leben und Werk auf Grund neuer, unveröffentlichter Quellen,. Düsseldorf: Triltsch; 1967: 1-43
  • 9 Wessely K. Stereoskopischer Atlas der äußeren Erkrankungen des Auges. Berlin: Springer . 1930-1931; 3 Bände
  • 10 Wormer E J. Neisser,. von Arethin KOP Neue Deutsche Biographie. Berlin; Duncker, Humblot; 1999 Volume 9: 51-52

PD Dr. Antonio Bergua

Augenklinik mit Poliklinik, Universität Erlangen-Nürnberg

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen

Phone: ++ 49/91 31/8 54 43 46

Fax: ++ 49/91 31/85 44 36

Email: antonio.bergua@uk-erlangen.de

    >