Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(29/30): 1014-1016
DOI: 10.1055/s-0028-1114860
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Hepatolienale Erscheinungen bei einer besonderen Verlaufsform der Poliomyelitis acuta anterior

H. Kalk, I. Faust
  • Med. Abt. des Stadtkrankenhauses Kassel (Leitender Arzt: Prof. Dr. med. H. Kalk)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter 21 wegen Poliomyelitis acuta ant. eingelieferten Patienten befanden sich 5, bei denen sich hepatolienale Erscheinungen mit Leber- und Milzvergrößerung nachweisen ließen, die nach wenigen Tagen bzw. Wochen wieder schwanden.

Bei diesen Fällen kam es 2mal auch zu einem Ikterus. Die Leberpunktion zeigte in einem Fall eine Aktivierung der Kapillarwandzellen und stellenweise periportale Infiltrate ohne Einbruch in die Läppchen und ohne Leberzellschädigung.

Die Leberfunktionsproben (Bilirubin im Serum, Gros, Takata, Thymol, Formolgel) waren, abgesehen von der Erhöhung des Bilirubins im Serum und einer geringen Senkung der Gros-Werte während der hepatolienalen Erscheinungen, nicht krankhaft beeinträchtigt.

In 2 Fällen fand sich gleichzeitig ein Blutbild mit Vermehrung der retikulären Elemente.

Es wird die Meinung vertreten, daß die Poliomyelitis acuta anterior keine ausschließliche Erkrankung des Nervensystems ist. Ihr Verhalten wird in Parallele gesetzt mit anderen Viruskrankheiten, wie Hepatitis epidemica, infektiöser Mononukleose, Parotitis epidemica, die zwar ein Organ vorwiegend, aber nicht ausschließlich befallen und bei denen neben den üblichen Verlaufsformen auch Erkrankungen anderer Organsysteme, insbesondere auch des Nervensystems, beobachtet werden.