Zusammenfassung
Die eingangs gestellten Fragen lassen sich im Hinblick auf unsere Untersuchungsreihen
folgendermaßen beantworten:
1. Ungewöhnlich große Mandeln im Kindesalter liegen durchaus nicht so häufig vor,
wie allgemein angenommen wird (unter den von uns untersuchten Kindern nur in 18,5%).
Oft handelt es sich um eine optische Täuschung, d. h. die Mandeln erscheinen besonders
bei oberflächlicher Betrachtung deshalb sehr groß, weil der kindliche Rachenraum relativ
klein und weil die Tonsillenbucht flach ist.
2. Rein anlagemäßig bedingte große, d. h. hyperplastische Mandeln finden sich recht
selten (1,7% bei unseren Untersuchungen).
3. Neben erblichen Faktoren (Wachstumspotenz der Krypten wie des lymphatischen Gewebes)
sind Form und Größe der Mandeln vor allem von entzündlichen Einflüssen abhängig.
4. Die Größe der Mandeln als mechanisches Hindernis allein zwingt nur ganz ausnahmsweise
einmal zu therapeutischem Vorgehen.
5. Eine Veranlassung zur Entfernung der Mandeln ergibt sich fast ausschließlich aus
einem chronisch entzündlichen Reizzustand örtlicher Art oder aus allgemeinen krankhaften
Erscheinungen lokaler Ursache.
6. Außer den im einzelnen genannten Zeichen der chronischen Tonsillitis finden sich
so gut wie immer auch Anschwellungen der regionären Lymphknoten. Letztere sind daher
für die Diagnose, jedenfalls im Kindesalter, von besonderer Bedeutung. Vergrößerte
oder auch verhärtete Lymphknoten gehen nach der Ausschälung der Mandeln in einem hohen
Prozentsatz zurück oder verschwinden ganz. Dies trifft übrigens für große in gleicher
Weise wie auch für kleine Mandeln zu, falls sie chronisch entzündlich erkrankt sind.
7. In Anbetracht des Herdcharakters der Tonsillitis ist die Tonsillotomie, die häufig
noch geübt wird, ein unzulängliches Verfahren. Die Tonsillektomie ist es vielmehr,
die nach allen Erfahrungen als Methode der Wahl gelten muß.