Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(42): 1430-1433
DOI: 10.1055/s-0028-1114967
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Klinik vegetativer Regulationsstörungen

Franz Baum
  • Med. Klinik des St.-Marien-Krankenhauses Frankfurt a. M. (Chefarzt: Dr. R. Hürthle)
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird versucht, unter den zahlreichen Beschwerden der sogenannten vegetativen Dystonie folgendes charakteristische Syndrom abzugrenzen: Jüngere Menschen von oft asthenischem Habitus — Frauen häufiger als Männer — erkranken mit erheblicher Gewichtsabnahme, verbunden mit starker Mattigkeit, so daß die Berufsausübung unmöglich werden kann. Damit kombinieren sich drei typische, organbezogene Beschwerdegruppen: 1. anfallsweise Herzbeschwerden, 2. unangenehme Sensationen im Hals, 3. abdominelle Beschwerden, oft Ulcus duodeniähnlichen Charakters. Dieser Beschwerdetyp tritt häufig isoliert und ausgesprochen periodisch auf.

Als einzige Befunde entdeckt man bei den abdominellen Beschwerden oft eine auffallende Retroperistaltik im extrabulbären Duodenum, bei den Herzbeschwerden gegebenenfalls geringe ST-Senkung und T-Abflachung. Mit großer Regelmäßigkeit beobachtet man Abweichungen im EKG nach 20 Minuten Stehen und eine Umkehr der Puls- und Blutdruckreaktion nach Suprarenin.

Dem Beginn des Krankheitsbildes gehen meist erhebliche psychische Belastungen voraus. Es wird angenommen, daß dadurch auf dem Weg über die sogenannten Extero-Rezeptoren ein Einfluß auf die Großhirnrinde ausgeübt wird mit Störung der von dort einmal nerval über das Dienzephalon und das vegetative Nervensystem, zum zweiten humoral über die Hypophyse ablaufenden, die Organtätigkeit regulierenden Impulse.

Therapeutisch ist die physikalische der medikamentösen Behandlung vorzuziehen.

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