Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(8): 237-240
DOI: 10.1055/s-0028-1115925
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Penicillinbehandlung bei Syphilis innerer Organe

H. Dennig
  • Inneren Abteilung des Karl-Olga-Krankenhauses Stuttgart (Chefarzt: Prof. Dr. med. H. Dennig)
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Wir berichteten über eine Reihe von Fällen sicherer oder zweifelhafter Syphilis bei Erkrankungen innerer Organe. Es wurde teils zur direkten Behandlung, teils zur Sicherheit eine Kur mit Penicillin durchgeführt. Vorsichtshalber wurde zur Vermeidung der Jarisch-Herxheimerschen oder anderer unerwünschter plötzlicher Reaktionen in den meisten Fällen (namentlich solchen, die früher nie antiluetisch behandelt waren) mit kleinen Dosen begonnen und erst vom 3. oder 4. Tag an die Volldosis gegeben. Im Krankenhaus ist diese Vorsichtsmaßnahme leicht durchzuführen. Möglicherweise ist sie nicht nötig. Als Gesamtdosis gaben wir innerhalb 10—14 Tagen meist 6 Millionen Einheiten, in einigen Fällen 10 Millionen.

Diese Penicillinkuren bewirkten in mindestens gleicher Weise wie die früheren Quecksilber-, Wismut- und Salvarsankuren, daß sie luetische Prozesse aufhielten und, soweit dies überhaupt noch zu erwarten war, den positiven Ausfall der serologischen Reaktionen verminderten. Der ungeheure Vorteil der Penicillinbehandlung gegenüber den Schwermetallkuren liegt darin, daß sie viel weniger angreift und daher bei Kranken mit inneren Leiden weniger gefährlich ist. Einen weiteren Vorteil bietet das Penicillin dadurch, daß die Kur nur etwa 2 Wochen dauert und daß damit die materielle und seelische Belastung für den Kranken viel geringer ist. Demgegenüber dürften in solchen Fällen die etwas höheren Arzneikosten kaum eine Rolle spielen.

Ob die Penicillinkur gegenüber den Metallkuren über Jahre hin bessere oder schlechtere Endresultate ergibt, kann erst nach weiteren Jahren der Erfahrung entschieden werden. Bis jetzt haben wir jedenfalls den Eindruck, daß das Ergebnis der Penicillinbehandlung mindestens gleichwertig ist, daß sie aber viel weniger gefährlich und angenehmer ist.

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