Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(9): 264-268
DOI: 10.1055/s-0028-1115932
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Gedanken zur hämatogenen infektiösen Hepatitis

Gebhard Rewerts
  • Facharzt f. Innere Krankheiten, Bremen, Schwachhauser Heerstraße 163
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird zunächst auf die Probleme eingegangen, die durch die Existenz einer wahrscheinlich von der Hepatitis epidemica abzutrennenden Leberkrankheit, der hämatogeneninfektiösen Hepatitis, entstehen, deren Erreger in erster Linie auf parenteralem Wege dem Organismus einverleibt wird.

Bei 27 Kranken mit hämatogener infektiöser Hepatitis wurde das Virus durch parenterale Verabfolgung von Medikamenten, und zwar lediglich durch intravenöse Injektionen, übertragen. Alle Fälle waren gegenüber der Hepatitis epidemica durch das höhere Lebensalter der Infizierten, die längere Inkubationszeit und den schwereren Verlauf gekennzeichnet. Nach Einführung der Trockensterilisation wurde die hämatogene infektiöse Hepatitis nicht mehr beobachtet. Myalgisch-arthralgisch-neuralgische Beschwerden in der präikterischen Phase, die oft als differentialdiagnostisches Symptom gegenüber der Hepatitis epidemica verwertet werden, traten nicht auf.

Die hämatogene infektiöse Hepatitis kann sich als Hepatitis sine ictero manifestieren.

Der zur Zeit der Virusinvasion bestehende „primäre Leberschaden” bzw. die „primäre Resistenzschwäche der Leber”, besonders in Form von Durchblutungsstörungen, cholangitischcholangiolitischen Prozessen wie auch wahrscheinlich durch Eiweißmangel hervorgerufenen intrahepatischen Schäden, ist für die Pathogenese der hämatogenen infektiösen Hepatitis von großer Bedeutung und weitgehend für das Ingangkommen der Infektion verantwortlich zu machen. Ob Leberveränderungen auf allergischer Grundlage, etwa bei rheumatischen Leiden, im Hinblick auf den „Primärschaden” eine Rolle spielen, wird zur Diskussion gestellt und für wahrscheinlich gehalten.

Es wurde kein Fall von hämatogener infektiöser Hepatitis beobachtet, bei dem der „primäre Leberschaden” zur Zeit der Viruseinverleibung nicht manifest war bzw. als wahrscheinlich bestehend angenommen werden konnte.

Die Frage, ob die Hepatitis epidemica und die hämatogene infektiöse Hepatitis eine homologe oder gekreuzte, eine kurzfristige oder langdauernde Immunität hinterlassen, kann im Augenblick noch nicht beantwortet werden. Es ist weiterhin berechtigt, bei der Hepatitis epidemica eine langfristige Immunität anzunehmen und das Rezidiv als Exazerbation von Restschäden aufzufassen, die die Primärerkrankung hinterläßt.

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