Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(14): 413-415
DOI: 10.1055/s-0028-1115978
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über das Krankheitsgefühl und andere Gemeingefühle

Julius Bauer
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Krankheitsgefühl ist ein nicht näher definierbares Unlustgefühl, das ohne irgendwelche somatische Empfindungen den Ausbruch verschiedenster akuter Erkrankungen einleiten, das Vorhandensein bis dahin oft latenter chronischer Krankheiten anzeigen oder als psychoneurotisches Symptom in Erscheinung treten kann. Begleiterscheinungen des Krankheitsgefühls sind Störungen anderer Gemeingefühle, die sonst auch ohne Krankheitsgefühl vorkommen: Mangel an „Antrieb” (Energielosigkeit), Appetitlosigkeit und Müdigkeit. Experimentelle und klinisch-pathologische Erfahrungen weisen darauf hin, daß gewisse Teile des Zwischen- und Mittelhirns das Zustandekommen des kortikal lokalisierten Krankheitsgefühls vermitteln. Welche biochemischen oder immunologischen Vorgänge den spezifischen Reiz für die betreffenden Hirnstammzentren abgeben, ist unbekannt. Außer den üblichen Antineuralgizis scheint dem Cortison und kortikotropen Hormon der Hypophyse (ACTH) eine unmittelbare therapeutische Wirkung auf die das Krankheitsgefühl vermittelnden Hirnstammzentren zuzukommen.