Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(14): 428-430
DOI: 10.1055/s-0028-1115984
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über Erfahrungen mit neueren Mitteln zur Behandlung des Parkinsonismus

R. Ch. Behrend
  • Neurologischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Dr. H. Pette)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Ziehen wir das Fazit unserer Untersuchungen: Unter den in den letzten Jahren im In- und Ausland bekannt gewordenen Mitteln zur Bekämpfung extrapyramidaler Störungen speziell parkinsonistischer Zustandsbilder heben sich einzelne Neuerwerbungen hervor die in den Arzneimittelschatz aufgenommen zu werden verdienen. An erster Stelle ist hier das Trihexyphenidyl (Artane) zu nennen, doch wird in manchem Fall auch von Dibenzoparathiazinderivaten (Parsidol, Atosil) ein Erfolg zu erwarten sein. Mancherorts wird eine scharfe Trennung zwischen den mit diesen Präparaten erzielten Erfolgsquoten bei Paralysis agitans und bei postenzephalitischen extrapyramidalen Störungen gemacht. Unsere Ergebnisse können diese berichteten Unterschiede nicht bestätigen; wir sahen bei der einen wie bei der anderen Gruppe von Kranken Versager und Erfolge. Kriterien zur Abgrenzung der Fälle, bei denen ein spezielles Präparat respektive eine bestimmte chemische Grundstruktur Erfolg verspricht, ließen sich nicht ermitteln. Das, was wir anläßlich unserer vorangehenden Untersuchungen über die Wirkung des Parpanits schrieben, gilt im gleichen Maße für Artane, Parsidol und Atosil: es wird auch in Zukunft darauf ankommen, an Hand einer geeigneten Auswahl von Präparaten rein empirisch das jenige Pharmakon aus findig zu machen, auf das ein gegebener Kranker am besten an spricht.

Dieser kurze Bericht über Erfahrungen mit neueren, in Deutschland wenig erprobten oder nicht bekannten Spasmolytizis deutet nur bruchstückhaft die großen Anstrengungen an, die von der deutschen und ausländischen Wissenschaft und Industrie zur Bekämpfung hypertonischer und hyperkinetischer Störungen gemacht werden.

Abschließend sei darauf hingewiesen, daß auch die hier referierten Erfolge mit Artane keinen Anlaß geben, auf die Verwendung der bisher im Mittelpunkt der Therapie stehenden und als Grundlage jeder Rigorbehandlung stets auszuprobierenden Alkaloide (Homburg 680, Belladonna-Vollextrakt oder Atropin) zu verzichten. Es hat vielmehr den Anschein, als ob die Therapie der Zukunft in einer adäquaten Kombination von genau dosierbaren, optimal abgestimmten Belladonnaalkaloiden, Phenothiazin, oder Pyridinderivaten (Antihistaminizis) und weiterentwickelten Trihexyphenidyl- (Artane-) Abkömmlingeu zu suchen ist.

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